Malmö ist überall
Schweden galt einst als sicherer Hafen für Jüdinnen und Juden. Ende der sechziger Jahre fanden Hunderte polnische Jüdinnen und Juden dort politisches Asyl. Vorausgegangen war eine antisemitische Kampagne, die das sozialistische Regime 1968 lanciert hatte – auf dem Höhepunkt der weltweiten Studentenproteste. Wie in Paris, London, Berlin und an vielen US-amerikanischen Universitäten gingen zu dieser Zeit auch in Warschau und anderen Großstädten Polens junge Erwachsene auf die Straße. Ihr Protest richtete sich gegen eine von der Sowjetunion gesteuerte repressive Kulturpolitik der polnischen Regierung.
Schnell wussten die polnischen Machthaber die Drahtzieher hinter der Studentenbewegung auszumachen: Eine zionistische »fünfte Kolonne« hätte die jungen Leute aufgewiegelt, um die sozialistische Gesellschaft Polens im Auftrag Israels von innen zu zerstören, hieß es. Und die Regierung beließ es nicht bei antisemitischer Propaganda. Im Zuge einer politischen »Säuberung« wurden viele der etwa 30.000 noch in Polen lebenden Jüdinnen und Juden aus offiziellen Ämtern entlassen, von politischen Posten entfernt und aus bestimmten Berufen und gesellschaftlichen Positionen gedrängt. Gleichzeitig rieten die staatlichen Behörden ihnen zur Ausreise und setzten dafür eine Frist: Ein Jahr, so die Regierung, bliebe den Jüdinnen und Juden Polens für die Emigration – und zwar nach Israel.
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