16.01.2025
Der grönländische Minister­präsident Múte B. Egede strebt die Unabhängigkeit der Insel an

Wenn das Eis schmilzt

Die aggressiven Avancen Trumps stoßen in Grönland nicht nur auf Ablehnung. Einnahmen aus Schürfrechten und Investitionsprogrammen würden sich schließlich auf nur knapp 56.000 Grönländer:innen verteilen.

Es ist eine Balz der besonderen Art, die da zurzeit auf internationalem Parkett stattfindet: »Grönland gehört den Grönländern«, sagte deren Ministerpräsident Múte B. Egede Dienstag vergangener Woche bei seiner Ankunft am Kopenhagener Flughafen. Eigentlich hätte er zu diesem Zeitpunkt schon längst beim dänischen König Frederik X. sein sollen.

Den Termin mit dem Staatsoberhaupt ließ Egede aber kurzfristig um ein paar Stunden verschieben, womöglich eine kleine Demonstration der weitgehenden Unabhängigkeit der selbstverwalteten Insel vom Königreich Dänemark, dem sie als autonome Region angehört. Allerdings richtete sich die Klarstellung noch an eine andere Adresse.

Die Insel ist für die USA strategisch bedeutsam. Kurze Handelsrouten sowie Erdöl, Gas und Seltene Erden wie Kupfer, Kobalt und Lithium locken hier.

Denn auch der designierte US-Präsident Donald Trump buhlt um die größte Insel der Welt. In seiner ersten Amtszeit wollte er sie Dänemark abkaufen. Dieses lehnte ab. Nun versucht es Trump mit Drohungen und wollte Wirtschaftssanktionen und einen Militäreinsatz gegen den Nato-Partner nicht mehr ausschließen.

Die Insel ist für die USA strategisch bedeutsam. Kurze Handelsrouten sowie Erdöl, Gas und Seltene Erden wie Kupfer, Kobalt und Lithium locken hier. Gesetzt dem Fall, der Grönländische Eisschild schmilzt, versteht sich; derzeit bedeckt er noch vier Fünftel des Inselterritoriums. Auch Staaten wie Russland, China, Norwegen oder Kanada sind deshalb dabei, ihren Einfluss in der Arktis auszubauen.

»Grönland gehört den Grönländern«

Die aggressiven Avancen Trumps stoßen dabei in Grönland nicht nur auf Ablehnung. Einnahmen aus Schürfrechten und Investitionsprogrammen würden sich schließlich auf nur knapp 56.000 Grönländer verteilen. Die Grönländer könnten dadurch auf die Subventionszahlungen aus Dänemark verzichten, was derzeit noch viele zögern lässt, die Loslösung vom Königreich voranzutreiben.

Genau diese ist ein lang gehegter Traum von Egede und seiner Partei Inuit Ataqatigiit. Der 37jährige Ministerpräsident jedenfalls gibt sich zuversichtlich, mit Trump ins Geschäft zu kommen: »Die Realität ist, dass wir mit den USA zusammenarbeiten werden – gestern, heute und morgen«.