Jungle+ Artikel 30.01.2025
Auszug aus dem Buch »1525: Thomas Müntzer und die Revolution des gemeinen Mannes«

1525: Thomas Müntzer und der Bauernaufstand

Fanatiker oder Freiheitskämpfer? Über keine andere Person der Reformationszeit wurde derart heftig diskutiert wie über Thomas Müntzer. Die einen erklärten ihn zum mystischen Schwärmer, andere zum Theologen auf Abwegen, zum Utopisten oder Revolutionär mit Regenbogenfahne.
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Mit Gott gegen die Herrschaft

Vor 500 Jahren stellten Thomas Müntzer und seine Bundesgenossen die politische Ordnung in Frage. Sie entwickelten aus dem Reformationsgedanken eine revolutionäre Idee. Bauern und Bürger erhoben sich.

»Das Volk wird frei werden«, heißt es dazu bei Thomas Müntzer. Viele Gedenksteine aus DDR-Zeiten zitieren seine Worte, aber sie lassen den zweiten Halbsatz weg. Der da lautet: » … und Gott will allein der Herr darüber sein.«

Müntzers Beteiligung am Bauernkrieg 1525 war für den Arbeiter- und Bauernstaat wie geschaffen, um durch seine Person eine revolutionäre Traditionslinie herzustellen. Dass er Geistlicher war, passte weniger ins sozialistische Bild. Dennoch druckte man sein Bild auf den Fünf-Mark-Schein. Heutzutage ist Müntzer nur noch eine regionale Größe, Westsozialisierten und Spätgeborenen weitgehend unbekannt. Dabei wurde über keine andere Person der Reformationszeit so heftig diskutiert. Den einen galt er als Theologe auf Abwegen, anderen als Revolutionär mit Regenbogenfahne. Seine Hinrichtung nach der verlorenen Schlacht von Frankenhausen bildete ein Fanal, aber auch schon den Zenit der Aufstandsbewegung. Müntzer wurde zum Streitpunkt der Historiker in Ost und West und zum Symbol, auf das sich selbst lateinamerikanische Befreiungstheologen bezogen. Die damals formulierten Fragen nach der Gerechtigkeit bleiben auch 500 Jahre später aktuell.

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