Die Macher sind los
Als sich die Stadt Chemnitz im Jahr 2019 mit ihrer Bewerbungsmappe, neudeutsch bid book, offiziell für den Titel Kulturhauptstadt Europa 2025 bewarb, konzentrierte sie sich ganz auf eine – ihrer Ansicht nach – stark in der Stadt und der sie umgebenden Region verankerten »Kultur der Macher«. Das Konzept der Programmgestaltung, das die Jury letztlich auch überzeugte, folgte einem »Macher-Kultur-Ansatz«, in dem Menschen in »Macher-Werkstätten« für »Macher-Produkte« mit einer »Macher-Mentalität« und »Macher-Kompetenzen« arbeiten, sich zu »Macher-Aktivitäten« motivieren oder in Universitäten zu »grenzüberschreitende Perspektiven zu Macher-Ökosystemen« forschen; zudem wird Theater nicht mehr gespielt, sondern »gemacht«.
Der Macher ist eben ein Allrounder. Definiert wird er in der Bewerbung als jemand, der »etwas selbst kreiert«, das »mit Ehrgeiz oder Empfindsamkeit entworfen ist, mit Know-how oder gutem Geschmack«. Die Macher »helfen mit ihrer Down-to-Earth-Mentalität nicht nur, dabei die Stadtgesellschaft besser zu integrieren«, sondern sie »verhandeln auch ihre eigene europäische Herkunft, indem sie sich in ihrem Tun auf andere beziehen und weiter aufeinander zugehen.« Die Kulturhauptstadt soll die Bürger »im realen Leben« und bei denjenigen Themen ansprechen, »die Chemnitz einen schlechten Ruf eingebracht haben«, und »von dort aus den wichtigen Schritt Richtung aktive Bürgerbeteiligung anregen«.
Mit Do-it-yourself-Verhalten ist nicht nur ein durch seine Zurschaustellung nervender Lebensstil gemeint, sondern die generelle Tendenz, bezahlte Dienstleistungen zu vermeiden.
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