13.02.2025
Die türkischen Behörden drangsalieren die Schauspielerin Melisa Sözen wegen ihrer Rolle in einer französischen Serie

Kleider machen Leute

Vor sieben Jahren war die Schauspielerin Melisa Sözen in der französischen Serie »Büro der Legenden« in der Rolle der Doppelagentin Esrin zu sehen. Dass Sözen in ihrer Rolle eine Uniform trug, die derjenigen der YPG ähnlich sah, sorgte schon in den vergangenen Monaten in den sozialen Medien in der Türkei für Aufsehen und Kritik. Nun wurde sie deswegen als »Verdächtige« verhört.

Die bekannte türkische Schauspielerin Melisa Sözen wurde am Montag vergangener Woche bei ihrer Rückkehr von einem Auslandsaufenthalt am Istanbuler Flughafen von der Polizei aufgegriffen. Der Vorwurf: »Propaganda für eine terroristische Organisation«.

Was dringlich klingt, hat seinen Grund in einer ferneren Vergangenheit der Fernsehwelt. Vor sieben Jahren war Sözen in der dritten Staffel der erfolgreichen französischen Serie »Büro der Legenden« zu sehen. Darin schlüpfte sie in die Rolle der Doppelagentin Esrin, die für den französischen Geheimdienst arbeitet und in Syrien als Mitglied der Frauenbrigaden der kurdischen YPG gegen den »Islamischen Staat« kämpft.

Eine Uniform, die derjenigen der YPG ähnlich sah

Dass Sözen in ihrer Rolle eine Uniform trug, die derjenigen der YPG ähnlich sah, sorgte schon in den vergangenen Monaten in den sozialen Medien in der Türkei für Aufsehen und Kritik. Denn die YPG gilt in der Türkei als Ableger der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und damit als Terrororganisation.

Entgegen anders lautender Medienberichte betonte die Istanbuler Generalstaatsanwaltschaft in einer Erklärung, die Beamten hätten Sözen nur als Verdächtige verhört, festgenommen hätten sie die 39jährige nicht. Mittlerweile ist sie wieder frei.

»Ich wusste nicht, dass das Outfit, das ich trug, eine solche Organisation symbolisierte«, zitierte der türkische Fernsehsender Halk TV die Schauspielerin im Anschluss an das Verhör. Die Serie sei ja auch nie in der Türkei ausgestrahlt worden und außerdem sei sie jemand, der sein Land und seine Nation liebe, soll die Schauspielerin den Behörden zu ihrer Verteidigung entgegnet haben.

Die jüngsten Ermittlungen gegen Sözen schließen sich an zahlreiche weitere an, die gegen tatsächlich oder vermeintlich oppositionelle Journalisten, Anwälte, aber auch Künstler und Kulturschaffende geführt werden. 

Sözen ist in der Türkei populär. Bereits mit 15 Jahren erhielt sie erste Filmrollen, später studierte sie Theater an der Kunsthochschule in Istanbul. Mittlerweile hat sie in mehr als zwei Dutzend türkischen Filmen und Serien mitgewirkt. Auch international erlangte Sözen Bekanntheit, beispielsweise durch ihre Nebenrolle im türkischen Filmdrama »Winterschlaf«, das 2014 in Cannes eine Goldene Palme gewann.

Die jüngsten Ermittlungen gegen Sözen schließen sich an zahlreiche weitere an, die gegen tatsächlich oder vermeintlich oppositionelle Journalisten, Anwälte, aber auch Künstler und Kulturschaffende geführt werden. Der Kultursektor, der noch nicht vollständig unter der Kontrolle der AKP steht, ist eines der Hauptziele von Einschüchterungsversuchen.