Jungle+ Artikel 20.03.2025
Die Militarisierungsdebatte und der linke Pazifismus

Putins Regime nicht triumphieren lassen

Die Linke in Deutschland sollte den militärischen Schutz gegen Russland nicht ablehnen.
Kommentar

»Atombombe auf Deutschland«, forderte die Antilopen Gang vor einem knappen Jahrzehnt in ihrem Song »Baggersee«. Das war natürlich nur halbernst gemeint. Wer möchte schon den Atomtod sterben? Die Intention des Songs ist politisch-historisch, nämlich als Einspruch gegen den historischen Skandal, dass »Deutschland existiert« – nach und trotz der Shoah.

Der Skandal besteht weiterhin, doch haben sich Deutschland, Europa und die Welt seit damals erheblich verändert. Kurzer Rückblick: Westdeutschland stand im Kalten Krieg unter dem »atomaren Schutzschirm« der USA. Im Kriegsfall hätte das bedeutet, dass das mit der »Atombombe auf Deutschland« recht sicher passiert wäre, und unter anderem deshalb trat dieser Kriegsfall nie ein – eben wegen der Logik der nuklearen Abschreckung und zugleich mit viel Glück, das den einen oder anderen unabsichtlichen Kriegsbeginn verhinderte.

»Keiner glaubt, dass Russland diesen Stunt vollführt hätte, wenn die Ukraine noch ihre Waffen hätte«, sagte der frühere US-Präsident Bill Clinton einmal mit Blick auf die abgegebenen ukrainischen Nuklearwaffen.

Anfang der neunziger Jahre hatte der »freie Westen« unter Führung der USA die Blockkonfrontation mit dem autoritär-realsozialistischen Osten gewonnen. Westdeutschland durfte mit der DDR ein »wiedervereinigtes Deutschland« bilden, die Nato sich nach Osten erweitern, freedom and democracy konnten im sich auflösenden Sowjetreich Einzug halten und die USA das »Ende der Geschichte« bejubeln. Ausdruck dieser Gewissheit war, dass unter anderem die Ukraine die aus Sowjetzeiten übriggebliebenen Atomwaffen an Russland abgeben sollte. Die USA und Großbritannien würden zusammen mit Russland schon für die Sicherheit der ehemaligen Sowjetrepublik sorgen.

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