Die AfD lässt sich nicht piksen
Zu Anfang ging es der AfD gar nicht schnell genug: Am 12. März 2020 forderte Alice Weidel die Bundesregierung auf, »endlich die entsprechenden Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung einzuleiten«, das »Nichtstun« gefährde »Leib und Leben der Menschen«.
Längst hat sich aber in der Partei und ihrer Anhängerschaft die Überzeugung durchgesetzt, dass die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zu den »Menschheitsverbrechen« zählen, wie es auf unzähligen entsprechenden Demonstrationen zu hören gewesen war.
Im zurückliegenden Bundestagswahlkampf zeigte sich, wie sehr das Thema AfD-Politiker weiterhin umtreibt: Kaum eine Veranstaltung, auf der nicht »Strafen« für vermeintlich Schuldige an den Pandemiemaßnahmen versprochen wurden. »Ihr werdet Lauterbach eines Tages in Handschellen vorm Richter sehen«, sagte René Springer, Vorsitzender der AfD in Brandenburg, bei einem von seiner Partei organisierten »Bürgerdialog« am 4. Februar in Müncheberg. Auf dem Landesparteitag der Thüringer AfD im Dezember wünschte sich Stephan Brandner, Mitglied im AfD-Bundesvorstand, »ein Tribunal, im positiven Sinne«.
»Ihr werdet Lauterbach eines Tages in Handschellen vorm Richter sehen.« René Springer, AfD-Vorsitzender in Brandenburg
»Über Feindbilder versucht die AfD, Menschen an sich zu binden und zum vermeintlichen Retter zu werden«, sagte die Psychologin Pia Lamberty vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas) der Jungle World. In einem manichäischen Weltbild, das in Gut und Böse aufgeteilt ist, könne man das eigene Handeln immer damit legitimieren, sich »als ›die Guten‹ zu inszenieren«. Dies befriedige außerdem den Wunsch nach Selbstaufwertung, laut Lamberty ein »erklärender Faktor im Verschwörungsglauben«.
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