27.03.2025
In Berlin-Friedrichshain wurde eine Nazi-Demonstration gestoppt

Erfolgreich blockiert

Antifaschistischer Gegenprotest hat in Berlin-Friedrichshain eine rechtsextreme Demonstration verhindert. Doch der Nazi-Aufzug war ungewöhnlich groß und die Teilnehmer:innen auffällig jung.

Diesmal kamen sie nicht weit. Am Samstag versuchten in Berlin rund 860 Neonazis, durch den links-alternativ geprägten Stadtteil Friedrichshain zu marschieren. Es war der dritte Versuch dieser Art in den vergangenen Monaten. Er wurde erfolgreich von Tausenden Gegendemonstrant:innen blockiert.

Doch waren es diesmal deutlich mehr Teilnehmer:innen als im Februar und im Dezember, als jeweils kaum mehr als 100 Neonazis teilgenommen hatten. Wie schon im Februar wurde die jüngste Demonstration vom ehemaligen Aachener AfD-Politiker Ferhat Sentürk organisiert. Zur Teilnahme riefen verschiedene Nazi-Gruppen auf wie »Deutsche Jugend Voran« und »Jung und Stark«.

Die Nazis kamen nicht weit. Nach gut vier Stunden mussten sie aufgeben. Vom geplanten Marsch durch den linken Szenebezirk blieb nur ein 100-Meter-Spaziergang zurück zum Bahnhof.

Die Rechtsextremen fanden sich auf der Rückseite des Bahnhofs Ostkreuz zusammen, ganz in der Nähe des linken Clubs »About Blank«; auf Bannern an der Fassade des Clubs war zu lesen: »Antifa weitermachen« und »FCK Nazipack«. Vom Ostkreuz sollte die Demonstration ab 13 Uhr in Richtung des S-Bahnhofs Warschauer Straße losgehen, danach sollte die symbolträchtige Rigaer Straße durchlaufen werden, wo sich einige der letzten linken Hausprojekte Friedrichshains befinden.

So richtig vom Fleck kam der Demonstrationszug allerdings nicht. Mehrere Tausend Gegendemons­trant:innen hatten an verschiedenen Stellen in Friedrichshain die Marschroute blockiert. Insgesamt elf Gegenveranstaltungen waren angemeldet. Das Ergebnis: Die Nazis kamen nicht weit. Nach gut vier Stunden mussten sie aufgeben. Vom geplanten Marsch durch den linken Szenebezirk blieb nur ein 100-Meter-Spaziergang zurück zum Bahnhof. Begleitet von hämischen »Ihr könnt nach Hause fahren«-Sprechchören der Antifaschist:innen traten die Rechtsextremen die Heimreise an.

Der Frust bei den Nazis war groß

Der Veranstalter Sentürk hatte an die Polizei appelliert,»sich umzudrehen, den Knüppel zu nehmen und den Weg freizuboxen«. Der Frust war sichtlich groß bei den Rechtsextremen. Einige von ihnen zeigten den Hitlergruß oder versuchten, die Polizeikette zu durchbrechen. Es kam zu mehreren Festnahmen.

Vorab hatte Sentürk auf Instagram die Teilnehmer gebeten, sich für die Demonstration »schön und nicht nur in schwarz« zu kleiden. Das hatten wohl viele seiner Kamerad:innen nicht mitbekommen. Teilweise erinnerte der Neonazi-Aufzug an die Baseballschlägerjahre der neunziger Jahre: Man sah viele kahlrasierte Schädel, Tarnhosen, Bomberjacken und Springerstiefel.

Andere wären mit ihren schwarzen The-North-Face-Jacken und New-Balance-Schuhen auch bei dem Antifa-Gegenprotest nicht aufgefallen. Das gilt übrigens auch für ein anderes Accessoire, das auf beiden Seiten zu sehen war: Sowohl einige Gegendemonstranten als auch einer der Nazis trugen Kufiya; es war einer, der mit Megaphon in der Hand Anordnungen an seine Kameraden gab.

Sowohl einige Gegendemonstranten als auch einer der Nazis trugen Kufiya; es war einer, der mit Megaphon in der Hand Anordnungen an seine Kameraden gab.

Wie schon bei vielen rechtsextremen Demonstrationen in jüngster Zeit war der Anteil junger Erwachsener und Jugendlicher auffällig hoch. Damit scheinen sich die antifaschistischen Recherchen zu bestätigen, denen zufolge viele Jung-Nazis im vergangenen Jahr in den sozialen Medien zu neuen Gruppierungen zusammengefunden haben. In Erscheinung traten sie bisher vor allem bei verschiedenen Störaktionen gegen Pride-Demonstrationen.

Mehrere solcher Nachwuchsorganisationen hatten ihre Teilnahme an der Demonstration in Friedrichshain angekündigt: neben »Deutsche Jugend Voran« und »Jung und Stark« die »Chemnitzrevolte« und die aus Gera stammende »Gersche Jugend«. Zum ersten Mal sei dabei eine neue Gruppe in Erscheinung getreten, die sich online als »Kampf Brigade Berlin« bezeichnet und dabei den Hashtag »Nationalsozialisten« verwendet, berichtete die Taz.

Weniger ins Bild der verjüngten Neonazi-Szene passte der Auftritt des Altnazi-Rockers Hannes Ostendorf. Der Frontsänger der einflussreichen Rechtsrock-Band »Kategorie C« grölte zwei Lieder ins Mikrophon, viele in der Menge grölten mit.