Homestory #13/2025
Wer schon einmal die Leipziger Buchmesse besucht und die riesigen Hallen durchwandert hat, kennt den Anblick: überall Menschen in bunter Kleidung und mit bizarren Frisuren, Verlage aus aller Welt, Bühnenspektakel mit poppiger Musik, lange Schlangen, wo es ein Autogramm von Künstler:innen und Autor:innen zu ergattern gibt.
Die Rede ist von der Manga-Comic-Con, die jedes Jahr eine Art schrillen Kontrapunkt zur im Vergleich dazu ziemlich gesetzt wirkenden Literaturmesse bildet. Ungefähr die Hälfte der Messebesucher:innen reiste im vergangenen Jahr für die Manga-und-Anime-Show an, um sich dort unter gleichgesinnte Fans zu mischen. Das Publikum ist jung und circa ein Drittel kommt im Cosplay, verkleidet als Charaktere aus Anime, Manga oder Videospielen.
Alles so bunt, alles so unbekannt, alle so verblüffend begeistert von irgendwelchen Dingen, von denen man noch nie gehört hat.
Für die, die sich aus dem Gebiet der Literaturverlage in die von den Manga-Fans in Beschlag genommenen Messehallen verirren, weil sie vielleicht eine Pause brauchen von Podiumsdiskussionen, dicken Wälzern und dem Networking des Literatur- und Pressebetriebs, kann das eine verwirrende Erfahrung sein: Alles so bunt, alles so unbekannt, alle so verblüffend begeistert von irgendwelchen Dingen, von denen man noch nie gehört hat.
Klar, auch in der Redaktion dieser Zeitung haben einige ihre Kindheit und Jugend in den neunziger oder nuller Jahren durchlebt und kennen zumindest die Anime, die damals im Fernsehen liefen. Auch Pokémon-Karten hat der eine oder andere gesammelt. Ein Redakteur musste immer zu den Nachbarn schleichen, um »Sailor Moon« zu schauen, denn zu Hause lief nur »Löwenzahn« und die »Sendung mit der Maus«.
Ein anderer war begeistert von »Mila Superstar« und den »Ganbare! Kickers« und tat als Kind so, als würde er Volleyball spielen wie diese: Ewig durch die Luft fliegen, dabei Saltos machen und plötzlich taucht von irgendwo der Ball auf. Eine Redakteurin träumte sich in die Rolle der toughen Ingenieurin April aus »Saber Rider und die Starsheriffs« hinein, die einen Kampfroboter entwickelte, und stellte sich dann vor, wie sie mit dem Ding die fiesen Outrider in ihre Bösewichtplaneten zurückballert.
Speedy Gonzales und Bugs Bunny
Aber zu behaupten, in der Redaktion sei eine tiefgreifende Anime-Expertise vorhanden, wäre zu viel gesagt. »Wir hatten ja nichts. Naja, außer Speedy Gonzales, der schnellsten Maus von Mexiko, und Bugs Bunny«, meint ein älterer Redakteur. Anders sieht es zum Glück mit den fachkundigen Autor:innen aus, die in dieser Ausgabe in die Welt der Anime und der feministischen Manga-Zines in Japan einführen.
Wer darüber, und natürlich über andere Themen, ins Gespräch kommen will, findet uns auf der Leipziger Buchmesse, die vom 27. bis 30. März stattfindet, am Stand des Ça-ira-Verlags in Halle 5, Stand H212. Kommen Sie uns besuchen! Falls wir nicht gerade im Gewühl der Anime-Fans nebenan sind, um diese Ausgabe unters Cosplay-Volk zu bringen …