27.03.2025
Hunde als Superstars und arme Streuner

Hundeprominenz

Bei Hunden ist es wie bei Menschen: Es gibt Prominente, Kosmonauten, Demonstranten, Obdachlose.

Es gibt berühmte Tiere, und ich meine jetzt nicht C-Promis, also etwa einen einfachen Kolumnenhund wie Coco, sondern echte Stars wie den Fernsehhund Lassie oder den Kosmonautenhund Laika. Und es gibt sogar welche, die einst halb Europa in helle Aufregung versetzten, wie das Nashorn Clara, das Mitte des 18. Jahrhunderts 17 Jahre lang durch Europa tourte. Eine ungeheure Attraktion. Nicht einmal Bilder dieser Tierart hatten die meisten Menschen bis dahin gekannt.

Oder Zarafa, die Giraffe, die 1827 als Geschenk an den französischen König von Marseille nach Paris marschieren musste. Die Menschen strömten entlang des Weges nur so herbei, es war eine absolute Sensation, das Tier löste einen Modehype aus. Frauen in Paris trugen fortan die Haare hochgesteckt »à la girafe«, Männer hohe Hüte.

Ob in Indien, in Rumänien oder Griechenland – in fast allen Teilen der Welt gibt es die sogenannten Streuner, die zwar die Nähe des Menschen suchen, aber eben doch allein ihrer Wege gehen. Und es werden immer mehr, sie pflanzen sich unkontrolliert fort.

Nun ja, und dann gibt es die Tiere, die niemand kennt, Tiere, die nicht einmal einen Namen haben. Das sind natürlich im Grunde alle anderen Tiere von der Raupe auf dem Blatt bis zur Krähe am Himmel, aber auch die vielen Hundert Millionen anonymen Straßenhunde dieser Welt teilen dieses Schicksal. Ob in Indien, in Rumänien oder Griechenland – in fast allen Teilen der Welt gibt es die sogenannten Streuner, die zwar die Nähe des Menschen suchen, aber eben doch allein ihrer Wege gehen. Und es werden immer mehr, sie pflanzen sich unkontrolliert fort.

Dies ist in mancher Hinsicht ein Problem. Oft geht es diesen Hunden nicht gut, viele sind krank und leiden. Aber sie schaffen auch Probleme für andere. Etwa 60.000 Menschen sterben jedes Jahr an der Tollwut, und meistens ist ein Hundebiss die Ursache, vor allem in Asien.

Konsequent sterilisieren und impfen

Es gibt verschiedene Methoden, sich des Problems anzunehmen. Manche Menschen adoptieren einen Streuner, manche Staaten versuchen, herrenlose Hunde konsequent zu sterilisieren und zu impfen, wie es in Bhutan etwa mit der gesamten Straßenhundepopulation erfolgreich vollzogen wurde. In Marokko, wo 2030 die Fußball-WM stattfinden soll, plant die Regierung, alle rund drei Millionen Straßenhunde einfach zu töten.

Aber es gibt auch Streuner, die durch ihre Ortstreue bekannt wurden und denen Denkmäler errichtet wurden, wie in Moskau dem Hund Maltschik. Und es gibt welche, die als selbständige Teilnehmer von Demonstrationen zu Helden werden. Der sogenannte riot dog Loukanikos, der 2010 an den Protesten gegen die Sparmaßnahmen in Griechenland teilnahm, und Negro Matapacos, ein Streuner mit rotem Halstuch, der sich während der Studentenproteste in Chile häufig fotogen in Szene zu setzen wusste. Coco mag leider keine Demos und so bleibt ihr nur ihre kleine Jungle World-Prominenz. Aber das ist ja auch schön.