Die Wahrheit über Joe Biden

So groß die Begeisterung der Trump-Fans über die gleich am ersten Amtstag ihres großen Idols angekündigte Veröffentlichung der kompletten JFK files auch war, so schnell verpuffte sie in der vorigen Woche, als es dann tatsächlich so weit war. Das kostenlos downloadbare Sammelsurium der Geheimdienstakten zum Mord an John F. Kennedy am 22. November 1963 in Dallas enthält nämlich nicht das, was sich diejenigen, die nun schon seit Jahrzehnten Verschwörungsgeschichten über angebliche Täter und Mitwisser verbreiten, ausgemalt hatten.

»Biden, Du bist ein Verräter«

Gleichwohl herrschte große Auf­regung über einen angeblich in den Akten gefundenen Brief. Das Faksimile einer FBI-Aktennotiz zeige nämlich, so frohlockten die Maga-Anhänger, dass der am 16. Juli 1999 mit seiner Ehefrau bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommene Sohn von JFK die Wahrheit über Joe Biden wusste.

In dem FBI-Dokument geht es nämlich um einen an Senator ­Biden im Kapitol adressierten Brief, der mit den Worten: »Lieber Senator Biden, Du bist ein Verräter« beginnt und mit »John F. Kennedy jr.« unterzeichnet ist. Das FBI stufte diese in Worcester, Massachusetts, aufgege­bene Mitteilung als Bedrohung ein, was auch dadurch kenntlich gemacht wurde, dass es als Absender »Unsub; aka ›John F. Kennedy jr‹« ausmachte, also ein unknown subject, eine unbekannte Person, die so tat, als sei sie JFK jr.

Blöd, dass das Dokument schon seit Jahrzehnten kursiert, wie Verbreiter von Verschwörungslügen nur zu genau hätten wissen müssen. 

Da war er also, der lange gesuchte Beweis, dass der verunglückte ­Kennedy-Sohn von finsteren Mächten, mutmaßlich also den Demo­kraten und ganz besonders Hillary Clinton und Joe Biden, umgebracht worden war. Und dass Biden in die Ermordung von dessen Vater verstrickt war, warum sonst sollte sich dieses Dokument sonst in den Files befinden?

Blöd nur, dass es schon seit Jahrzehnten kursiert, wie Verbreiter von Verschwörungslügen nur zu genau hätten wissen müssen. Und so war dann eben auch schnell Schluss mit der Freude über die Veröffentlichungen, die, so sind sich die Magas sicher, von den Geheimdiensten verfälscht wurden. Aber damit sei dann bald Schluss, wenn die dort tätigen Beamten endlich gegen Trump-Fans ausgetauscht worden seien, was sicher sehr bald erfolge.