Jungle+ Artikel 03.04.2025
Esra Özyürek behauptet in »Stellvertreter der Schuld«, die Holocausterinnerung werde an Muslime ausgelagert

Postkolonialer Zauber

Die Schuld am Holocaust werde in Deutschland an Muslime ausgelagert, behauptet die Soziologin Esra Özyürek in ihrem Buch »Stellvertreter der Schuld«. So steil ihre These ist, so wenig kann sie diese stichhaltig belegen.

Eine ist jedenfalls wegen »Stellvertreter der Schuld« schon ganz aus dem Häuschen, und zwar Eva Menasse. Für die österreichische Publizistin und ehemalige Sprecherin von PEN Berlin ist das kürzlich erschienene Buch der Anthropologin Esra Özyürek ein »magischer Schlüssel zu den vielen irrationalen deutschen Erscheinungen der jüngsten Zeit«, wie sie in ihrem Vorwort zu Özyüreks Buch begeistert schreibt. Gemeint sind damit die Debatten über den alten und den neuen Antisemitismus wie auch den Judenhass in migrantischen und linken Milieus, die Menasses Überzeugung nach »feindselig« und »diffamatorisch« geführt werden – wohlgemerkt nur von denen, die diese Themen so ansprechen, wie es Menasse nicht gefällt.

Denn ihrer Wahrnehmung nach sind die »erbittertsten Antisemitenjäger in der Enkel- und Urenkelgeneration der Nazis zu finden«. Und diese würden die Schuld ihrer braunen Vorfahren quasi abspalten, indem sie die Muslime in Deutschland als die Antisemiten unserer Zeit markierten. Auch Jüdinnen und Juden gerieten zunehmend in die Schusslinie dieser erinnerungsübereifrigen Deutschen, wenn sie denn Ansichten vertreten, die nicht in deren Raster passen. Beweise für ihre Behauptungen führt Menasse keine an. Nicht zuletzt deshalb ist im Vorwort der Inhalt des Buches von Özyürek im Kern bereits enthalten.

Das Ganze klingt so, als hätte man einen KI-Assistenten dazu aufgefordert, Dirk Moses’ Aufsatz »Der Katechismus der Deutschen« umzuformulieren und in einen einzigen Satz zu pressen.

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