Jungle+ Artikel 10.04.2025
In einer neuen Dokumentation sprechen fünf Frauen über den größten Spitzel­skandal Großbritanniens

Die »kleinen Engländerinnen« erwidern

Vor fast 15 Jahren flog die größte polizeiliche Spitzelaktion der jüngeren Geschichte Großbritanniens auf und löst einen Skandal aus, weil einige der Agenten langjährige intime Beziehungen mit Frauen aus der linken Szene eingegangen waren. Die Untersuchungen dauern bis heute an. In einer neuen Dokumentarsendung kommen fünf der Frauen zu Wort.

Linke Gruppen sind immer wieder Ziel von polizeilicher Überwachung und Infiltration gewesen, das ist an sich nichts Neues. Das ist gängige Praxis in Autokratien mit Geheimpolizei ebenso wie in liberalen demokratischen Staaten. Zu den vielleicht bekanntesten Beispielen zählt die Ochrana, die Geheimpolizei des zaristischen Russlands, die Agenten entsandte, um revolutionäre Organisationen zu infiltrieren.

Aber auch das Programm Cointelpro der Vereinigten Staaten von Amerika dürfte dabei vielen in den Sinn kommen. Im Rahmen des Programms hörte das FBI insbesondere in den sechziger Jahren in großem Umfang »subversive« Personen ab und infiltrierte ihre Gruppen, von den Black Panthers und Kommunisten bis hin zur Opposition gegen den Vietnam-Krieg und Bürgerrechtsorganisationen.

Auch Großbritannien blickt auf eine lange Geschichte staatlicher Bespitzelung und Infiltration sozialer Bewegungen zurück, angefangen bei der Überwachung und Unterdrückung der London Corresponding Society in den 1790er Jahren. Dieser Zusammenschluss verschiedener lokaler Debattier- und Leseclubs forderte damals in Anlehnung an die Französische Revolution demokratische Reformen in Großbritannien.

Mittlerweile ist bekannt geworden, dass mindestens 25 Agenten sexuelle Beziehungen mit ihren Zielpersonen hatten; vier von ihnen haben mit den betroffenen Frauen Kinder gezeugt. 

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