Homestory #15/2025
Lange, sehr lange stand sie einfach nur fotogen in einer Ecke der Küche Ihrer Lieblingszeitung: die Espressomaschine. Ein Redaktionsmitglied hatte sie uns großzügigerweise vermacht, doch leider, leider weigerte sie sich hartnäckig, auch nur das kleinste Tröpfchen Espresso auszuspucken, geschweige denn größere, ruhmreiche Aufgaben wie Cappuccino in Angriff zu nehmen.
Und weil sie ein Mordstrumm ist, zu dessen Entsorgung mindestens ein Tieflader erforderlich scheint, konnte sich auch niemand dazu aufraffen, ihr den Weg alles Vergänglichen zu weisen und sie zum nächstgelegenen Recyclinghof zu verfrachten.
Hier eine kaputte Feder ausgetauscht, da ein bisschen Klebeband angebracht, und siehe da, die wütend-roten Warnlämpchen erloschen und machten zufrieden grün leuchtenden Signalen Platz.
Was sich ex post als weise und vorausschauend entpuppte. Denn vor einigen Tagen erbarmte sich ein weiteres Redaktionsmitglied des Maschinchens und rückte ihm mit glänzendem Superwerkzeug und ebenso glänzendem Know-how zu Leibe. Hier eine kaputte Feder ausgetauscht, da ein bisschen Klebeband angebracht, und siehe da, die wütend-roten Warnlämpchen erloschen und machten zufrieden grün leuchtenden Signalen Platz. Freie Auswahl zwischen Espresso, Cappuccino und – man gucke und staune – sogar »Coffee«. »Aroma plus« gibt es auch, und bei einem Knopf kann man zwischen »Hot water« und »Milk clean« wählen, was immer saubere Milch auch für Genüsse bescheren mag.
Doch aller Anfang ist schwer. Das gilt auch für die ersten Schritte mit unserer Espressomaschine. Holy crap, warum schmeckt der Espresso so richtig rundum scheußlich? Aaah, vielleicht hätte man das Maschinchen, nachdem es jahrelang in der Ecke stand, zunächst mal einer Grundreinigung inklusive Entkalken unterziehen sollen, bevor man die braune Suppe kocht.
Einzigartiges Geschmackserlebnis
Und möglicherweise empfiehlt es sich auch, nicht schnöde Kaffeebohnen, sondern die speziellen, mit besonderer Liebe und Leidenschaft geernteten und gesondert gerösteten Espresso- beziehungsweise Cappuccinobohnen zu verwenden, um des einzigartigen Geschmackserlebnisses teilhaftig zu werden, das der Apparillo verspricht.
Doch mittlerweile sind alle espressofeindlichen Hindernisse aus dem Weg geräumt. Die Zeit des fotogenen Posens ist beendet. Der Dauerbetrieb hat begonnen.