Jungle+ Artikel 10.04.2025
Rechtsextreme machen Jagd auf ­Homosexuelle

Jäger im Namen des Volkszorns

In Österreich wurden Mitglieder einer rechtsextremen Gruppe verhaftet, die sich als »Pedo Hunter« bezeichnete, aber Jagd auf Homosexuelle machte. Zum Teil brutale Angriffe auf angebliche Pädophile scheinen ein weltweiter Trend zu sein.
Von Tom Uhlig

»Todesstrafe für Kinderschänder« ist seit langem eine beliebte Parole der extremen Rechten. Der Begriff »Schande« – anstelle des fachlich gängigen »sexuellen Missbrauchs« – führt direkt in den rechtsextremen Assoziationsraum: Es geht um eine Ehrverletzung, die letztlich auf die Opfer zurückfällt, um moralische Wut und um Reinheitsvorstellungen. Nicht die Hilfe für die Opfer, sondern die Bestrafung der Tät­er:in­nen steht im Vordergrund.

Wie diese Straflust sich dann äußert, zeigte beispielhaft eine Razzia in Österreich Ende März. Insgesamt 20 Männer und Frauen im Alter von 14 bis 26 Jahren wurden inzwischen von den österreichischen Behörden festgenommen, 13 von ihnen sind in Untersuchungshaft.

»Pedo Hunter«, »Tanzbrigade Wien«, »Division Wien«

Sie sollen zu einer Gruppe mit der Selbstbezeichnung »Pedo Hunter« gehören. Dem Standard zufolge ist die Gruppe im Umfeld der neonazistischen Organisationen »Tanzbrigade Wien« und »Division Wien« zu verorten. Bei den Hausdurchsuchungen fand die Polizei NS-Devotionalien.

Die Mitglieder der Gruppe lockten potentielle Opfer mit falschen Accounts zu Treffen, um sie dann vor Ort auszurauben, zu demütigen und zu verprügeln. Die Taten wurden gefilmt und triumphal im Internet präsentiert. Allein: Die Opfer waren gar nicht pädophil, sondern zumeist schwule Männer, wie die österreichische Polizei bekanntgab.

In der rechtsextremen Propaganda wird Homosexualität mit Pädophilie gleichgesetzt, so dass man sich bei homophoben Attacken dem Rausch der Selbstjustiz hingeben kann.

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