Jungle+ Artikel 10.04.2025
Beate Zschäpe, der NSU und der Inlandsgeheimdienst

Zschäpes Draht zum Verfassungsschutz

Nach all den Untersuchungsausschüssen treten immer noch neue Details über Beate Zschäpes Kontakte zum Verfassungsschutz zutage. Die Verstrickung der Behörden in den NSU-Komplex muss endlich vollständig aufgeklärt werden.
Kommentar

Beate Zschäpe, als Mitglied der Terrorgruppe »Nationalsozialistischer Untergrund« (NSU) zu lebenslänglicher Haft verurteilt, soll im November 2011 zwölfmal beim Verfassungsschutz angerufen haben. Das enthüllte Bild Ende März und versah es mit dem Untertitel:­ »Wie die Behörden noch immer ihre Kontakte zu Beate Zschäpe vertuschen«.

Bekanntermaßen erfuhr Zschäpe rasch vom gescheiterten Bank-überfall und dem Tod ihrer beiden Kumpane Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt am 4. November 2011 in Eisenach. Wenig später verließ sie die Zwickauer Wohnung, in der sich das Trio jahrelang versteckt hatte, und setzte sie in Brand. Vier Tage reiste sie durch die Republik mit Stationen in Hannover und Halle (Saale), bis sie sich am 8. November in Jena der Polizei stellte. Weitere drei Tage später wurden im Bundesamt für Verfassungsschutz Akten geschreddert. Sie betrafen die sogenannte Operation Rennsteig: die Anwerbung von V-Männern des VS im Thüringer Nazi-Milieu.

Dienstweg nicht eingehalten

Bild ergänzt nun, was ein Abteilungsleiter der Bundespolizei ­offenbart habe: Dessen IT-Abteilung erhielt im Dezember 2011 den Auftrag vom Bundeskriminalamt (BKA), Zschäpes Handy auszu­lesen. So geschah es auch, aber dann wollte das BKA plötzlich, dass diese Telefondaten gelöscht werden. Besagter Abteilungsleiter will das verhindert haben – weil der korrekte Dienstweg nicht eingehalten worden sei. Er äußerte jedoch auch die Vermutung, dass dadurch womöglich ein BKA-Kontakt oder V-Mann in Zschäpes Umfeld verheimlicht werden sollte.

Seine befremdliche Erfahrung teilte der Bundesbeamte demnach bereits im Februar 2012 sowohl der Bundesanwaltschaft als auch zwei hochrangigen Beamten im Bundesinnenministerium mit, Klaus-Dieter Fritsche und Hans-Georg Engelke, der eine damals Staatssekretär, der andere zuständiger Referatsleiter für die Bundes­polizei. Dort verblieb dieses Wissen 13 Jahre lang, es war gleichsam in besten Händen.

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