Der lange Kampf gegen Femizide
Der Arm der Bronzestatue zeigt in den strahlend blauen Himmel. Blumen sind in das fließende Gewand eingearbeitet. Auch die Sträucher und Bäume um Statue und Brunnen stehen voller filigraner Blüten. In der Wüstenstadt hat der Frühling begonnen. Trotzdem verirren sich nur vereinzelt Besucher:innen zum Mahnmal gegen Femizide in Ciudad Juárez. Die fußballfeldgroße Parkanlage dürfte weltweit ihresgleichen suchen. Doch an der geschwungenen, rosa gestrichenen Mauer, die sie von einer mehrspurigen Schnellstraße abgrenzt, fehlt jegliche Inschrift. Das große Tor mit rosa Streben an der palmenbepflanzten Kopfseite bleibt manchmal geschlossen.
»Wenn Sie auf der Straße jemanden nach dem Mahnmal fragen, wird er nicht einmal wissen, dass es existiert«, meint die Anwältin und Menschenrechtlerin Diana Morales. Die Regierung habe die Gedenkstätte nach der Verurteilung durch den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte im Jahr 2009 errichten müssen. Dort, wo Jahre zuvor acht Frauenkörper auf einem Baumwollfeld gefunden worden waren, das damals noch am Rande der Boomtown an der Grenze zu den USA lag. Aber der Ort der kollektiven Erinnerung wird nur zu Gedenkveranstaltungen an wichtigen Jahrestagen wie dem 8. März, dem Internationalen Frauenkampftag, oder am 25. November, dem Tag gegen Gewalt gegen Frauen, besucht.
Der Begriff Femizid wurde erstmals Anfang der neunziger Jahre in Ciudad Juárez verwendet, um eine Serie von Hassmorden an Fabrikarbeiterinnen beschreiben zu können.
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