17.04.2025
Eine US-Firma behauptet, einen längst ausgestorbenen Wolf geklont zu haben

Unter Wölfen

Das texanische Biotech-Unternehmen Colossal Biosciences machte in den vergangenen Wochen wiederholt Schlagzeilen, indem es vermeldete, ausgestorbene Tierarten wieder zum Leben erweckt zu haben.

Reiche Männer mit Gottkomplex, die Technologie für die Antwort auf alles halten und für ihre größenwahnsinnigen Ideen auch noch gefeiert statt als durchgeknallt abgetan werden wollen – nein, es geht hier mal nicht um Elon Musk.

Schließlich mangelt es (nicht nur) in den USA nicht an sogenannten Tech-Bros mit entsprechender Mentalität, und sie beschränken sich auch nicht auf das Silicon Valley und die IT-Branche.

In den vergangenen Wochen machte das texanische Biotech-Unternehmen Colossal Biosciences wiederholt Schlagzeilen. Dessen Gründer George Church und Ben Lamm sehen es als ihre Mission an, ausgestorbene Tierarten wieder zum Leben zu erwecken, und vermeldeten kurz hintereinander zwei vermeintliche Erfolge.

Wiederauferstehung des Wollhaarmammuts?

Anfang März präsentierte das mit zehn Milliarden US-Dollar bewertete Unternehmen zunächst Mäuse mit langem, wuscheligem Fell – nichts Besonderes im Zeitalter der Gentechnik, sollte man meinen, aber Church und Lamm zufolge sind die flauschigen Nager nicht weniger als ein Meilenstein auf dem Weg zur Wiederauferstehung des Wollhaarmammuts, das nach ihren Plänen dereinst wieder die sibirische Steppe bevölkern soll.

Noch großspuriger war dann im April die Behauptung, man habe einen ausgestorbenen Verwandten des Wolfs wiederbelebt. Im Englischen trägt das Tier den Namen dire wolf, wofür es im Deutschen keine Entsprechung gibt – es sei denn, man meint die Schattenwölfe aus »Game of Thrones«, die allerdings nur entfernte Ähnlichkeit mit dem realen Aenocyon dirus haben.

Bei Romulus, Remus und Khaleesi handelt es sich um Wölfe mit seltenen Merkmalen, wie man sie mit einiger Geduld auch auf gewöhnlichem Weg hätte heranzüchten können.

Das gilt allerdings auch für die drei Welpen, die Colossal der Öffentlichkeit präsentierte. Geschaffen wurden sie nicht durch Klonen, denn Aenocyon dirus ist seit über 10.000 Jahren ausgestorben und DNA erhält sich nicht lange genug, um aus den Überresten noch einen Klon herstellen zu können. Stattdessen bastelten sich die Forscher Erbgutvarianten des gewöhnlichen Wolfs zurecht, die für einen größeren Körperbau und helleres Fell sorgen sollen – Letzteres wohl vor allem um der Ähnlichkeit mit den Geschöpfen aus »Game of Thrones« willen –, pflanzten das Ganze in entkernte Eizellen ein und ließen Haushund-Leihmütter die so entstandenen Embryonen austragen.

Bei Romulus, Remus und Khaleesi, so die Namen der Jungtiere, handelt es sich also eher um Wölfe mit seltenen Merkmalen, wie man sie mit einiger Geduld auch auf gewöhnlichem Weg hätte heranzüchten können. Ob überhaupt Genschnipsel des dire wolf zum Einsatz kamen, ist unklar.

Mit de-extinction (deutsch in etwa: Entaussterben) oder gar Artenschutz, wie die Colossal-PR gerne behauptet, hat all das natürlich genauso wenig tun wie die Jungwölfe mit dem realen dire wolf – dafür aber sehr viel mit den aufgeblähten Egos von Männern mit zu viel Geld, die die Welt für ihren Spielplatz halten. Wahrscheinlich muss man schon froh sein, dass sie zumindest keinen Jurassic Park mit Tyrannosaurus und Co. planen.