Homestory #16/2025
Amerika, du warst mal besser! Vorbei aber sind die geilen Zeiten von »Rockin’ in the Free World«. Für die proamerikanisch, transatlantisch und hollywoodesk gepolte Jungle World stellt der Aufstieg des Trumpismus nicht nur programmatisch eine echte Herausforderung dar. Auch emotional muss die tägliche Horrorshow aus dem Oval Office verarbeitet werden. Jetzt aber bloß nicht den Trump-Blues kriegen!
Meldungen über französische Journalisten, die bei der Einreise in die USA in Handschellen gelegt wurden, dämpfen das Reisefieber wie kalte Wadenwickel.
»Ich bin ja gerade gegen Trump, weil er die tolle Verfassung der USA so mit Füßen tritt«, verbreitet ein Kollege uramerikanisch anmutenden Optimismus. Auch die redaktionseigene Freiheitsstatuette, die ein in New York urlaubender Redakteur irgendwann mitgebracht hat, hält auf der Mitte des Konferenztisches munter die Stellung.
Die Lust, über den großen Teich zu reisen, ist vielen aber erst mal vergangen. Unser Zeichner fragt sich beispielsweise mit jeder neuen Trump-Karikatur, die er bei uns veröffentlicht, ob er seine schon länger gefassten Ferienpläne in diesem Jahr sicherheitshalber doch umschmeißen sollte. Immerhin: »Aus den USA kommt man wenigstens noch garantiert wieder zurück, auch wenn man nicht reinkommt«, relativiert ein Kollege die Risiken einer Reise.
Meldungen über französische Journalisten, die bei der Einreise in Handschellen gelegt wurden, dämpfen das Reisefieber aber wie kalte Wadenwickel. »Dass bei der Einreise Handys und Laptops theoretisch überprüft und durchsucht werden dürfen, finde ich ziemlich verstörend«, meint auch ein Kollege, der noch nie in den Staaten war, aber sehr gerne hinfliegen würde. Zumal, wie ein in US-Reisen erfahrener Redakteur vorgerechnet hat, der fallende Dollarkurs einen einigermaßen günstigen Aufenthalt ermöglichen könnte.
Sehnsuchtsort Disney World
Wäre das nicht die Gelegenheit für die Redaktion, in diesem Sommer die seit Jahren vieldiskutierte, dann immer wieder verschobene USA-Reise zu realisieren? Für unseren Kollegen aus dem Inlandsressort wäre das eine große Sache. Schon als Kind wollte er in den weltgrößten Disney-Park in Florida, ließ sich von einem entsprechenden Gutschein sogar in den Kommunionsunterricht locken. »Der Gutschein wurde aber nie eingelöst. Erst wegen 9/11 nicht und dann folgten irgendwelche anderen Gründe, bis er schließlich vergessen war.« Immerhin fuhr er im Alter von neun Jahren ersatzweise in die Disney-Filiale in Paris. Das Walt Disney World Resort bei Orlando bleibt jedoch sein Sehnsuchtsort.
In einer Redaktion, in der solche Träume geträumt werden, hat der Antiamerikanismus auch in trumpistischen Zeiten keine Chance. »Ein bisschen mehr diskutieren«, meint eine Kollegin, »müssen wir das Thema Trump und Antiamerikanismus und die neuen Allianzen vielleicht schon.« Wohin unsere Reise nicht nur in Sachen Sommerziel geht, erfahren Sie demnächst in dieser Zeitung: Stay tuned.