Sparen und kaputtmachen
Rund um den fünften Jahrestag des Beginns der Covid-19-Pandemie hatten Nachbetrachtungen in europäischen Medien kurzzeitig Konjunktur. Die Vorgaben, anhand derer die Pandemiepolitik dabei rückblickend beurteilt wurde, waren in den meisten Fällen genau die, die auch schon deren Gestaltung bestimmt hatten: Garantie der Funktionsfähigkeit der arbeitenden Bevölkerung bei möglichst geringer Störung der Wirtschaftsabläufe.
Die Rettung von Menschenleben war von vornherein, genau genommen, nur ein notwendiger Kollateraleffekt, der – als angebliches Hauptmotiv der Maßnahmen – dem Staat von einigen noch sehr übel genommen wird. Nur konsequent, dass in der Rückschau kaum gefragt wird, wie viele Menschen vor Tod und Versehrung hätten geschützt werden können. Wie der oder die Einzelne die Pandemie gesünder hätte überstehen können, ist nicht von Interesse.
Relevant scheint zu sein, ob die Nation nicht auch mit weniger Gesundheitsschutz, mit weniger Maskenpflicht und ohne Schulschließungen, ausreichend gesund hätte davonkommen können. Dabei wird so getan, als erfolge diese »sachliche« instrumentell vernünftige Evaluation der Maßnahmen vom Standpunkt der Individuen und ihrer ureigensten Interessen. In jedem dieser Berichte menschelt es noch und nöcher. Denn die Kinder zu Hause, die Maske bei der Arbeit, die entgangenen Verdienstmöglichkeiten waren doch eine – vielleicht ganz unnötige? – Belastung.
Ein Begriff, auf den britische Zeitungsleser:innen immer öfter stoßen, ist »corridor care« – also die medizinische Behandlung von Patient:innen in inadäquaten Umgebungen und Räumlichkeiten.
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