24.04.2025
Neues aus den Neunzigern – der Sound von Pulp, Stereolab, Tortoise und die Bilder von Wolfgang Tillmans

Völlig losgelöst? Alles ist mit allem verbunden!

Popkolumne. Stereolab, Tortoise, Pulp und Wolfgang Tillmans.

Die Neunziger sind zurück! Na ja, so ein Jahrzehnt kommt natürlich nicht einfach in Baggy Jeans durch die Zeit zurückmarschiert. Aber wichtige Bands aus diesem Jahrzehnt warten dieser Tage unverhofft mit neuer Musik auf: Stereolab, Tortoise und Pulp. Und auch ewige Geheimtipps wie die britische Trip-Hop-Band Red Snapper tauchen nach über zehn Jahren Funkstille wieder in unseren Timelines auf!

Genau genommen hat sich die Popmusik der neunziger Jahre ja stark auf den Sound der sechziger und vor allem siebziger Jahre bezogen.

Genau genommen hat sich die Popmusik der neunziger Jahre ja stark auf den Sound der sechziger und vor allem siebziger Jahre bezogen. Etwa die Library-Music-Einflüsse bei Stereolab und Tortoise oder die vielen David-Bowie-Referenzen bei Jarvis Cocker und seiner Band Pulp. Die hatten sich übrigens schon 1978 gegründet, waren aber erst 1995 mit ihrem einflussreichen Album »Different Class« erfolgreich. Seit einiger Zeit fällt auf, wie viele junge Künstler:innen sich auf Neunziger-Dreampop-Bands wie etwa die Cocteau Twins oder Slowdive beziehen.

Erst letzte Woche spielte die frisch reformierte Postrock-Band Karate eine ausverkaufte Show in Berlin. Auch so ein beliebtes Wort in den Neunzigern: Postrock. Ja, was fällt den Musik-KIs eigentlich zu diesem Genre ein? Ihre Nutzer:innen sind schließlich eher damit beschäftigt, Dance- und HipHop-Schrott für Spotify & Co. zu prompten. Kann die KI eigentlich auch Postrock?

Im Video zur Comeback-Single »Spike Island« von Pulp, die sich wiederum auf einen sagenumwobenen Auftritt der Manchester-Band The Stone Roses 1990 bezieht, promptet auch Jarvis Cocker augenzwinkernd selbst. Wir sehen KI-typische Animationen aus altem »Different Class«-Bildmaterial. Erinnerungen an die Zukunft von gestern!

Sehenswerte Werkschau von Wolfgang Tillmans im Dresdner Albertinum

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beziehen sich auch in der sehenswerten Werkschau von Wolfgang Tillmans im Dresdner Albertinum lose aufeinander. Schon durch die für ihn typische Hängung der Fotos, die unterschiedliche Zeiten, Orte und Formate versammelt, bekommt man ein Gefühl für den titelgebenden »Weltraum«, in dem wir uns bewegen.

Bilder aus der Zeit seines Durchbruchs als Fotograf in den Neunzigern, Landschaften, das Meer, Stillleben, aber auch die physischen Manifestationen unserer digitalen Welt im Silicon Valley treffen auf neue Arbeiten des Hobbyastronomen, der immer schon den Kosmos fotografiert hat. Auch sein neustes Sound-Video-Werk »Build from here«, in dem die Songs seines neuen Albums zu hören sind, bekommt man in dem Kunsttempel an der Elbe präsentiert: »There’s More That Connects Us (Than Divides Us)« – könnte auch gut ein Tortoise-Titel sein.

Summens Discokugel