Das Ringen um den Balkan
Seit etwa zwei Jahren taucht in der deutschen Publizistik zu Südosteuropa immer wieder eine Frage auf: »Wiederholt sich die Geschichte auf dem Balkan?« Die Geschichte, deren Wiederholung angstvoll beschworen wird, ist eine von Krieg und Gewalt, für die der Begriff »Balkan« oft auch als Synonym steht.
Die Gewaltgeschichte, auf die sich diese Frage bezieht, lässt sich an zwei historischen Momenten festmachen. Im Juni 1914 löste das Attentat der serbisch-nationalistischen Gruppe Mlada Bosna (Junges Bosnien), die für die Unabhängigkeit Bosnien und Herzegowinas von Österreich-Ungarn eintrat, auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo eine politische Krise zwischen der Habsburger Monarchie und dem Russischen Zarenreich aus, die zum Ersten Weltkrieg führte. Am Ende des 20. Jahrhunderts wiederum zerfiel die Sozialistische Föderative Republik (SFR) Jugoslawien in eigenständige Nationalstaaten, was mit einer Reihe brutaler Bürgerkriege einherging.
Der Grund für den stockenden Beitrittsprozess war, dass es den meisten Westbalkanländern nicht gelang, die politischen und wirtschaftlichen Anforderungen der EU zu erfüllen.
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