»Nationalmasochismus« und »jüdisches Privileg«
»Nationalmasochismus« – so lautet der Titel eines in Götz Kubitscheks neurechtem Antaios-Verlag erschienenen Sammelbandes. Dessen »Stoßrichtung« sei es, so die Verlagswerbung, »die Deutschen von ihrer lustvollen und vor allem neurotischen Selbstinfragestellung zu befreien«, die von der Antifa bis hin zur CDU betrieben werde. Zur Ursache dieses Nationalmasochismus erklärte Martin Lichtmesz, Mitherausgeber des Bandes und einer der führenden Köpfe der Identitären Bewegung, in der neurechten Zeitschrift Sezession die fortwährende Erinnerung an die NS-Vergangenheit: Da sich die Deutschen seit 1945 der dauernden Anklage als »singuläres Tätervolk« ausgesetzt sähen, hätten sie einen quasireligiösen Erlösungswunsch verinnerlicht, dessen Ausdruck ein obsessives Gedenken an die Verbrechen des NS-Regimes und vor allem an deren jüdische »Alpha-Opfer« sei. Inzwischen sei dieser »negative Messianismus« in eine »Politik der Volksauflösung und des Bevölkerungsaustauschs umgemünzt« worden.
Lichtmesz’ wichtigste Stichwortgeber waren der Historiker Rolf Peter Sieferle, dessen posthum bei Antaios veröffentlichter rechtsradikaler Essay »Finis Germania« für Aufsehen gesorgt hat, vor allem aber der 2023 verstorbene, aus der Schweiz stammende Publizist Armin Mohler, der als Vordenker einer »Neuen Rechten« inzwischen auch jenseits fachwissenschaftlicher Kreise eine gewisse Bekanntheit erlangt hat. Mohler veröffentlichte schon in den sechziger Jahren seine von Lichtmesz zitierten Bücher gegen die »Vergangenheitsbewältigung«, wie ab der Mitte der fünfziger Jahre die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit etwas unglücklich – da ein endgültig abschließbares Unterfangen suggerierend – bezeichnet wurde.
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