Besser ohne Mann
Eine weite Schneelandschaft, nur durchkreuzt von einer einzigen, geradlinigen Wegspur; eine Mädchenhand, die Tee reicht; ein ernst dreinblickendes männliches Antlitz; eine kreischige Talkshow; ein kämpferischer queerfeministischer Demonstrationszug – mit diesen sehr unterschiedlichen Bildern eröffnet der Dokumentarfilm »Wo/Men« und gibt einen Vorgeschmack darauf, worum es in den folgenden knapp 90 Minuten gehen wird: Burrneshas, auch als albanische Mannfrauen, Schwurjungfrauen oder eingeschworene Jungfrauen bezeichnet, sind ein im tief ländlichen Osteuropa einst verbreitetes Geschlechterphänomen.
Einst, weil es heutzutage nur noch rund ein Dutzend von ihnen geben soll, denen es allerdings nicht an medialer und wissenschaftlicher Aufmerksamkeit mangelt: Mitunter werden ihnen bizarr-reißerische Fernsehsendungen gewidmet. Eine Burrnesha, im Albanischen »Mann« mit weiblicher Endung, wortwörtlich also Männin, wechselt auf traditionelle Weise ihr Geschlecht und tritt symbolisch in die Rolle des männlichen Familienoberhaupts ein.
Dieser Geschlechtswechsel lässt sich nicht ohne seinen patriarchalen Zusammenhang verstehen und wird in »Wo/Men« anhand von sechs Burrneshas erzählt: Marta Vorfi, Sanie Vatoci, Bedrie Brahim Gosturani, Diana Rakipi, Valerjana Grishaj und Gjystina Grishaj, gemäß ihrem Selbstverständnis fünf Frauen und ein Mann, werden mit ihren Lebensberichten, ihrem Alltag, ihrem Wohnumfeld und ihren familiären Beziehungen vorgestellt.
Zwar zeigt der Film die Burrnesha auffallend natur- und handwerksverbunden, zugleich aber auch im zärtlichen und sehr liebevollen Miteinander mit ihren Nichten und Neffen im Kindes- und Erwachsenenalter.
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