Vielseitige Interventionen
So schnell wirken Falschmeldungen: Am Sonntag, dem 27. April, machte eine Tonaufnahme die Runde in den sozialen Medien – ein Mann soll darin den islamischen Propheten beleidigt haben, in Syrien eine Straftat. Die Aussagen wurden einem Mann zugeschrieben, der der religiösen Minderheit der Drusen angehört.
Der Beschuldigte und drusische Vertretungen stritten die Vorwürfe ab, eine staatliche Untersuchung förderte zutage, dass die Aufnahme nicht mit dem Mann in Verbindung stand und gefälscht war. Doch das Gerücht war in der Welt und heizte Vorurteile über eine Minderheit an, die den Islam und Muslime hasse und beleidige. Die Glaubensgemeinschaft der Drusen ist zwar eine Abspaltung der ismailitischen Shia, gilt Islamisten aber als »ungläubig«.
Bevor die Vorwürfe zwei Tage nach der Veröffentlichung aufgeklärt werden konnten, hatten islamistische Gruppen bereits zu Demonstrationen aufgerufen und geschworen, den »Propheten zu verteidigen«. Im westsyrischen Homs wurden drusische Studierende aus dem südwestlichen al-Suwayda von anderen Studierenden in ihren Wohnheimen angegriffen. Die Polizei hatte Mühe, die Lage in den Griff zu bekommen. Die Drusen flohen vorübergehend aus ihren Wohnheimen und versteckten sich tagelang.
Südlich von Damaskus versammelten sich extremistische Bewaffnete, um ihrem Verständnis vom »Schutz des Islam« Taten folgen zu lassen und den von Drusen bewohnten Vorort Jaramana anzugreifen.
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