Gefragte Geisterstunden
Die Queen ist tot. Aber ihre Hunde, die berühmten Corgis Muick und Sandy, die leben noch. Sarah Ferguson, die Ex von Prinz Andrew, hat sie in ihre Obhut genommen. »Jeden Morgen kommen sie herein und bellen, und ich bin mir sicher, dass sie (die Queen; I. B.) durch sie mit mir spricht«, wird die Herzogin nun in der Boulevardpresse zitiert. Sie sei sich »sicher, dass sie es ist, die mich daran erinnert, dass sie immer noch da ist«. Nun ist die Queen ja definitiv nicht mehr da. Jedenfalls maximal in einem sehr anderen »Da«, und man könnte daher zur Einschätzung gelangen, dass die Herzogin eventuell etwas falsch verstanden hat bei ihrem Gespräch mit den Hunden – oder dass die Hunde lügen.
»Gibt es offene Fragen, die du deinem verstorbenen Tier noch gerne stellen möchtest?« Kein Problem: Für 95 Euro kann man sich austauschen.
Um das herauszufinden, braucht es Experten. Leider bieten die meisten Profis ihre Dienste in die andere Richtung an. Also, sie helfen nicht dabei, sich durch Tiere mit verstorbenen Ahnen zu unterhalten, sondern durch sich selbst mit verstorbenen Tieren. Diese Experten nennen sich Tierkommunikatoren. Eine solche Dienstleisterin erklärt auf ihrer Website: »Die Tierkommunikation funktioniert auch mit Tieren, die sich nicht mehr in ihrem Körper befinden.« Eine andere teilt mit: »Im Grunde gibt es keine merklichen Unterschiede zwischen der Kommunikation mit einem lebenden zu einem verstorbenen Tier.« Wenn Sie also dem verstorbenen Hund sagen wollen, dass er sich hinsetzen soll, ist »Sitz!« immer noch der richtige Befehl. Es gibt unzählige solcher Angebote im Internet, anscheinend besteht große Nachfrage. »Gibt es offene Fragen, die du deinem verstorbenen Tier noch gerne stellen möchtest?« Kein Problem: Für 95 Euro kann man sich austauschen.
Nun stellt sich natürlich die Frage: Was fragt man einen verstorbenen Hund? Wenn die Kommunikation so ähnlich ist wie die mit einem lebenden, ergibt »Gefällt dir die rote Leine?« ja vermutlich wenig Sinn, denn selbst der lebende Hund hätte keine Antwort darauf, jedenfalls keine, die 95 Euro wert wäre. Ich weiß das, weil ich Coco viele Fragen stelle. Und obwohl sie ein sehr schlaues Hündchen ist, weiß sie weder, ob wir darauf warten sollen, dass der Regen aufhört, noch, wo ich die Kotbeutel hingelegt habe oder ob denn alle wahnsinnig geworden sind. Fragen, die man dem Hund halt so stellt.
Vielleicht hätte sie dazu schon eine Meinung, aber ich fürchte, es sind nicht ihre Themen. Wir sprechen halt nicht nur unterschiedliche Sprachen, das ließe sich händeln, sondern auch die Interessen unterscheiden sich zu stark für ein vernünftiges Gespräch.