12.06.2025
Wann endlich entführen die Marsianer Trump?

Homestory #24/2025

Die »Jungle World« hat den Bruch zwischen Trump und Musk vorausgesagt. Genützt hat es indes wenig.

Ein Matschauge, fiese Drohungen, wüste Beschimpfungen im Oval Office und auf Social Media zwischen Trump und Musk und mittendrin ein Bundeskanzler, der eine riesige Ahnentafel aus Deutschland ins Büro des US-amerikanischen Präsidenten schleppt; dabei war die Geburtsurkunde von Trumps deutschem Großvater noch nicht mal ein Faksimile des Originals.

Es sind chaotische Szenen wie damals auf der Schlingensief-Bühne und Ihre Lieblingszeitung hatte es natürlich geahnt, dass diese »Bromance« genannte Männerfreundschaft zwischen dem Potus und seinem Adlatus nicht gut ausgehen konnte. Was passieren ­würde, wenn »Berater wie Elon Musk auf die Idee kommen, ihre politischen Vorstellungen durchzusetzen«, hat das gewöhnlich in Sachen Trump gut informierte »Medium«, also die Kolumne im Dschungel, zu Jahresbeginn sehr genau vorhergesagt: »Das würde den Senior sehr böse machen, was immer ein lustiger Anblick ist, vor allem, wenn er plötzlich entscheidet, dass die von ihm noch kurz zuvor so hochgelobten Vertrauten nunmehr seine Feinde sind. Über die er sich ab diesem Moment nicht nur auf diversen Plattformen lustig macht, sondern auch während seiner Reden.«

Einen köstlichen Anblick bietet derzeit Trumps fiktiver Zwillingsbruder Chuan Pu, der in der Hongkonger Spott-Oper »Trump, The Twins President« von dem kantonesischen Opernschauspieler Lung Koon-tin mit blonder Perücke und Mao-blauem Anzug dargestellt wird.

Apropos Trump und seine Bros. Einen köstlichen Anblick bietet derzeit Trumps fiktiver Zwillingsbruder Chuan Pu, der in der Hongkonger Spott-Oper »Trump, The Twins President« von dem kantonesischen Opernschauspieler Lung Koon-tin mit blonder Perücke und Mao-blauem Anzug dargestellt wird. Als der Präsident von Marsianern entführt wird, bittet Tochter Ivanka Onkel Chuan, für einen Tag dessen Amtsgeschäfte zu übernehmen. Die Show des ehemaligen Fengshui-Meisters und Operndramatikers Edward Li läuft seit 2019 mit großem Erfolg und wurde seitdem zweimal überarbeitet und mit neuen Figuren besetzt.

Vor dem Hintergrund witzig bearbeiteter Videos der realen Ereignisse kämpft Chuan in der derzeitigen Fassung mit einem Selenskyj-Darsteller im Weißen Haus, bis der behäbige Trump-Zwilling zu Boden geht. Ein Update, in dem Musk eine tragende Rolle spielt, wurde bereits angekündigt. Die Mischung aus kantonesischer Oper, Deep Fakes und Slapstick kommt vor allem beim jungen Publikum derart gut an, dass Li schon davon träumt, mit der Show auf Tour zu gehen.

Vielleicht sogar an den Broadway. Bis dahin muss man sich mit Ausschnitten auf Youtube begnügen. Dass die Bühnensatire den Trumpismus kleinkriegen kann, ist jetzt nicht wirklich zu erwarten, dazu ist die Machart zu zahm. Ihre Lieblingszeitung wird also auch in Zukunft ihren bescheidenen Beitrag dazu leisten müssen.