Offene Türen für Deborah Feldman

»Eine privilegierte Minderheit«. Deborah Feldman bei einer Veranstaltung der Litcologne zum Thema „Was bedeutet ›Jüdischsein heute‹?“, Köln, 2024
Man stelle sich folgendes Szenario vor: Bei den Juden, die seit Ende des Zweiten Weltkriegs die jüdische Gemeinde in Deutschland gegen jede Wahrscheinlichkeit und unter großen Widerständen wiederaufbauten, würde es sich überhaupt nicht um Juden handeln. Diese Menschen wären vielmehr als Christen geborene Konvertiten, die sich die jüdische Identität unter Vorspiegelung falscher Biographien angeeignet hätten. Dies täten sie aus einem ebenso deutschen wie pathologischen Philosemitismus heraus, aber vor allem natürlich wegen des politischen Einflusses und der finanziellen Mittel, über die Vereinigungen wie der Zentralrat der Juden verfügten.
Auch die als Kontingentflüchtlinge aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion gekommenen Juden wären Hochstapler, denen das Judentum in Wirklichkeit sowohl genetisch wie auch geistig in 70 Jahren Sowjetunion abhandengekommen wäre. Die hierzulande lebenden Juden wären mehrheitlich eine Bande von Betrügern, mit dem Ziel, die deutsche Meinung hinsichtlich des israelisch-palästinensischen Konflikts und des Antisemitismus zu manipulieren.
Wie aus dem Dunstkreis des Rechtsextremismus
Diese antisemitische Verschwörungserzählung stammt nicht aus dem Dunstkreis des Rechtsextremismus, sie raunt vielmehr im Subtext des Buches »Judenfetisch« der US-amerikanisch-deutschen Schriftstellerin und Publizistin Deborah Feldman. Die dazugehörige neumediale Rahmung liefern die Posts auf dem X-Account der Autorin, wo sie Persönlichkeiten wie Igor Levit, Mirna Funk oder Anna Staroselski ihren jüdischen Familienhintergrund abzusprechen versucht.
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