Barbaras Träume
Es ist der eine Moment, der schlagartig alles verändert: Ein bislang unbekannter Mensch taucht auf, wird zur Verheißung, und die vertraute Welt kippt ins aufregend Ungewisse. Mochten die Herausforderungen des alltäglichen Lebens soeben noch gemeistert worden sein, weil man meinte, sich selbst zu kennen und den Rhythmus des Gewohnten zu beherrschen, dreht sich urplötzlich alles und richtet sich gänzlich auf das Neue aus. Unvermutet verwandelt sich nicht nur die eigene Umgebung, sondern jeder Raum, in den man einen Fuß setzt, in eine Kulisse, die den Projektionen des eigenen Herzens als Bühne dient.
Was ist, gerät in den Hintergrund. Was folgt, ist eine ekstatische Entrücktheit, die den Alltag auf den Kopf stellt; eine glühende Erregung, die jeden anderen Gedanken einholt; die Fixierung der eigenen Lust auf das Wunschobjekt; das schier endlose Warten auf dessen nächste Regung; das Hoffen darauf, dass das eigene Erscheinen auch umgekehrt registriert wird und sich zu beidseitigem Umwerben steigert; das lustvolle Pflegen des Geheimnisses und seiner kleinen Rituale; der Austausch von Nachrichten, deren explizite Aussagen wie implizite Botschaften die gegenseitige Anziehung nur noch befeuern; Vorstellungen, wie es wohl sein mag, wenn eine gemeinsame Zukunft anbricht; schließlich das Unvermögen zu begreifen, wie das eigene Leben bis dahin ohne diese Erfahrung möglich gewesen sein soll.
Hartwig hat darauf verzichtet, den ewigen Topos von der »Liebe auf den ersten Blick« zu bedienen. Gleichwohl spielt sie gekonnt mit dem zugehörigen Kitsch.
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