Jungle+ Artikel 19.06.2025
Die Graphic Novel »Ausradiert« ­erzählt das Schicksal von Opfern der NS-»Euthanasie«

Ausradiert

Der »Aktion T4«, den Verbrechen der sogenannten Eugenik der Nationalsozialisten, fielen mehr als 70.000 Menschen zum Opfer. Die behinderten und psychisch kranken Menschen, die ermordet und misshandelt wurden, hat der Deutsche Bundestag erst im Januar 2025 als Opfer des NS anerkannt. Das Projekt »Beredtes Schweigen«, betrieben vom Lernort Weimar e. V., der Universität Jena und dem Theater Stellwerk Weimar, hat jahrelang Opferbiographien recherchiert. Ein Ergebnis dessen ist die von Anke Zapf gezeichnete Graphic Novel »Ausradiert«, in der unter anderem das Leben und die Ermordung des Mädchens Erika Haase geschildert werden.

Erika Haase, 1936 in Weimar geboren, war die Tochter einer unverheirateten jüdischen Prostituierten. Kurz nach ihrer Geburt wurde sie zu einer Pflegefamilie gegeben, in der sie mit zwei älteren Pflegeschwestern aufwuchs. Als sie zwei Jahre alt war, bemühten sich der Oberbürgermeister und das Jugendamt Weimar um eine Unterbringung in einer »Mischlingsfamilie«, um Erikas Zusammenleben mit ihren »deutschblütigen« Pflegeschwestern zu unterbinden. Das Vorhaben scheiterte am Mangel entsprechender Pflegestellen in Heimen oder Familien. 1944 nutzte die Stadtverwaltung die Möglichkeit, das Kind in eine Einrichtung, die als »Erziehungsheim für Mischlingskinder« firmierte, in die hessische Tötungsanstalt Hadamar zu schicken. Erika Haase starb dort nach 27 Tagen an einer Medikamentenüberdosierung. Die Familie Haase hat keine heute lebenden Nachkommen, der einzige Überlebende, Erikas Onkel, blieb kinderlos.

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Elsbeth Haase - Bildnis und Text

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