»Hopp auf, Herr Jud!«
»Warum ich Hakoahner wurde?« fragte sich der berühmte Wiener Schriftsteller Friedrich Torberg einst in einem Text und gab gleich die Antwort: »Weil sie den Andern beigebracht hat, ›Herr Jud‹ zu sagen.« Er ergänzte: »Ich hatte das unschätzbare Glück, mich niemals, keine einzige Sekunde lang, meines Judentums schämen zu müssen. Wofür hätte ich mich denn schämen sollen? Dafür, dass die Juden mehr Goals schossen?«
Die Gründung des jüdischen Vereins 1909 war eine Antwort auf den unübersehbaren Antisemitismus in der österreichischen Hauptstadt, in der schon 1897 mit Karl Lueger ein ausgewiesener Judenhasser zum Bürgermeister gewählt worden war. In der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts lebten etwa 180.000 Juden in Wien, so dass sich die Hakoah (Kraft) rasch zum größten jüdischen Verein der Welt entwickeln konnte – mit einer bedeutenden Fußballabteilung. Nachdem Österreich 1924 eine Profiliga eingeführt hatte, als zweite europäische Nation nach dem Fußball-Mutterland England, wurde die Mannschaft von Hakoah Wien im Juni 1925 erster österreichischer Fußballmeister.
Ausgerechnet einer jüdischen Elf war es 1923 als erstem kontinentaleuropäischem Fußballteam gelungen, die vermeintlich unbezwingbare Mannschaft von West Ham United mit 5:0 Toren zu schlagen.
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