Flucht ins Vinyl
Der Sommerurlaub 2025 auf Balkonien ist wirklich extratrist. Eingekesselt zwischen zwei Hochdruckgebieten läuft man im deutschen Dauertief mit kurzer Hose, Adiletten und Regenschirm los, um seine Alltagsgeschäfte zu erledigen. In den Medien sind Spätfaschismus und Boulevard längst nicht mehr auseinanderzuhalten und unser Kulturstaatsminister verbietet seinen Mitarbeiter:innen das Gendern.
Insgeheim aufmunternd sind allein die Schlammschlachtbilder von den Musikfestivals. So schlecht ist es auf dem heimischen Balkon gar nicht. Du, die Sonne kommt raus!
Die afroamerikanische Musikgeschichte scheint unerschöpflich
Immerhin können sich Vinylsammler:innen daheim von allem prima ablenken: Schließlich wird atemberaubende Musik vergessener Underground-Künstler:innen aus aller Welt in liebevollen Editionen ständig neu aufgelegt. Und das in einem Tempo, bei dem der geplagte DHL-Bote kaum noch hinterherkommt. Von Ambient über Freak-Folk bis zum Jazz.
Gerade die afroamerikanische Musikgeschichte scheint unerschöpflich. Das zeigt zum Beispiel die Wiederveröffentlichung des Debütalbums von Philip Cohran and the Artistic Heritage Ensemble. Der Trompeter Cohran spielte früher im Sun Ra Arkestra und gilt als Gründungsmitglied der Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM), der legendären Free-Jazz-Vereinigung aus Chicago.
Einige Musiker auf diesem Album haben Jahre später dann bei Hits der Pop-Funk-Gruppe Earth, Wind & Fire kräftig ins Horn geblasen. Während das Reissue auf Vinyl für 20 Euro ein tolles Schnäppchen ist, wird die Erstpressung von 1967 bei Discogs im Durchschnitt für 300 Euro gehandelt. Jetzt, wo viele Leute aus ethischen Gründen ihr Spotify-Abo kündigen, wächst der Vinylmarkt womöglich noch weiter – samt Preisen.
Erfreulich, dass die Macher von »South Park« bereits mit der Auftaktfolge der 27. Staffel bedenkenlos dagegenhalten: Trump im Ehebett mit Satan, der keinen Bock auf ihn hat, ein woker Jesus, der heimlich gegen Mango Mussolini rebelliert, Trump, wie er nackt durch die Wüste kriecht.
Auch die Satire befindet sich im Krisenmodus. Auf der einen Seite das Mitte-bis-weit-rechts-Lager mit seinem nervtötendem »Das wird man doch noch sagen dürfen«-Gehabe, auf der anderen Seite tut sich der Rest damit schwer, die dummdreiste Shitshow der Spätfaschisten satirisch zu überhöhen.
Erfreulich, dass wenigstens die Macher von »South Park« bereits mit der Auftaktfolge der 27. Staffel bedenkenlos dagegenhalten: Trump im Ehebett mit Satan, der keinen Bock auf ihn hat, ein woker Jesus, der heimlich gegen Mango Mussolini rebelliert, Trump, wie er nackt durch die Wüste kriecht. Sein mickriger Penis wird ermüdend oft ins Bild gesetzt, aber besser Pennälerhumor als überhaupt kein Aufbegehren gegen die finale Staffel des Spätfaschismus.