25.09.2025
Made in UK – die Birmingham-Ausgabe der »Jungle World«

Homestory #39/2025

Die »Jungle World«-Redaktion war in Birmingham und hat eine extradicke Ausgabe mitgebracht: Fett wie Bacon, scharf wie Curry.

Ein geflügeltes Wort in Brum (so die lokale Bezeichnung für Birmingham, abgeleitet von seinem alten Namen Brummagem) besagt: »Alle Wege führen ins ›Missing‹.«. Zumindest traf das für einige Mitglieder ihrer Lieblingszeitung zu, die in den vergangenen zehn Tagen – teilweise zur Überraschung einzelner Mitreisender – stets zuverlässig im queeren Pub des Gay Village landeten.

Selbstverständlich war der Besuch des »Missing« und anderer Pubs notwendiger Bestandteil der Recherche. Immerhin ist das Feierabendbier in Großbritannien ein fest verankerter Brauch. Wo sonst also hätte die Jungle World die Gewohnheiten der Brummies, wie sich die Bewohner Birminghams augenzwinkernd nennen, besser erforschen sollen, als bei einem Pint im »Ruin« oder im »The Old Crown«?

Für Sie, liebe Leser, hat das Investigativteam ganz genau hingeschaut. Oder, um es in den Worten Sigmar Gabriels auszudrücken: »Wir müssen raus ins Leben; da, wo es laut ist; da, wo es brodelt; da wo es manchmal riecht, gelegentlich auch stinkt.« Genau dort war die Jungle World für Sie und weiß daher, was die Brummies so beim Besuch der Bedürfnisanstalt konsumieren: Vitaminpillen und Nahrungsergänzungsmittel.

Kulinarisch war die Reise ein Erfolg. Immerhin ist die ethnisch vielfältigste Stadt Großbritanniens bekannt für ihre indische und pakistanische Küche. Vor allem das sogenannte Balti Triangle im Süden der Stadt ist für seine hohe Dichte an Balti-Restaurants bekannt. Tatsächlich ist das Balti-Curry kein Importprodukt, sondern entstand Mitte der siebziger Jahre in Brum selbst. Ein pakistanischer Koch hatte es für den westlichen Gaumen erfunden, weil es in der Regel weniger scharf ist als andere Currys. Balti wird schnell und bei hoher Hitze gekocht, was zu einer karamellisierten Kruste am Rand der Sauce führt.

Birmingham hat Geschichte und ebenso eine lebhafte Gegenwart.

Sie merken, Brum hat Geschichte. Lange war die Stadt weltmarktführend in der Produktion von Waffen, Knöpfen und Schreibfedern. Dreiviertel der weltweit genutzten Schreibfedern sind dem lokalen Museum zufolge in Brum – hauptsächlich von Frauen – hergestellt worden. 130 Jahre lang hat die Stadt hier demnach die Nase vorn gehabt.

Brum hat ebenso eine lebhafte Gegenwart. Auch nach dem Tod Ozzy Osbournes, dem wohl bekanntesten Brummie der jüngeren Vergangenheit, floriert die lokale und auch internationale Musikszene in der Stadt. Davon durften sich einige Kollektivmitglieder beim Auftritt der australischen Synth-Punk-Band Luna Dirt überzeugen, die auf ihrer UK-Tour gleich zweimal zu Gast im »Dead Wax«, gelegen im alternativen Viertel Digbeth, waren. Gerüchte besagen, dass Mitglieder von Black Sabbath damals in dem Gebäude ein- und ausgingen – allerdings war dort seinerzeit das Traditionspub »Wagon & Horses« beheimatet.

Iconic ist vor allem die Grime-Szene von Brum. Der Musikstil ist Anfang der nuller Jahre im Londoner East End entstanden und für seinen rohen, aggressiven, bisweilen düsteren Sound bekannt. Die Jungle World hatte die Chance, einem Videodreh von Aclass featuring Mist, Lynch und Millionz beizuwohnen, durfte die Künstlermanagerin Ameena kennenlernen und nahm an einer Cypher, also einem Gruppen-Freestyle, im Studio der jungen, aufstrebenden Künstlerin Cola B teil.

Es gibt natürlich noch so einiges mehr zu berichten. Über die weiteren Abenteuer ihrer Lieblingszeitung lesen Sie in dieser Ausgabe. Cheers, Love!