02.10.2025
Über »Hawalat« von Charif Megarbane

Enthemmter Groove

Der libanesische Komponist und Multiinstrumentalist Charif Megarbane hat beim Berliner Reissue-Label Habibi Funk sein neues Album »Hawalat« veröffentlicht. Er bleibt darauf groovy und enthemmt.

Man stelle sich ein typisches B-Movie aus den Sechzigern vor: Der Fluchtwagen nach dem Juwelenraub ist ein elegantes Cabrio, rauscht an der Küste des Meers entlang, die Sonne scheint, der Seidenschal der Diebin flattert im Fahrtwind, ihr Kompagnon sitzt auf dem Beifahrersitz – wird sie die Beute wohl mit ihm teilen oder ist er nur ihr temporärer toy boy?

Von Megarbane ist nach »Marzipan« (2023) und dem Konzeptalbum »Hamra/Red« (2024) in diesem Jahr »Hawalat« erschienen – der Begriff bezeichnet die informellen Bargeldtrans­aktionen zwischen Diaspora und Heimatland.

Das Leben ist wild und gut. Und im Hintergrund läuft ein ungemein lässiger Soundtrack aus Easy-Listening-Funk und Exotica-Jazz, angereichert mit arabischen Musikskalen. Er könnte vom libanesischen Komponisten und Multiinstrumentalisten Charif Megarbane stammen.

Unter eigenem Namen veröffentlicht dieser seine vielseitigen instrumentalen Tracks beim Berliner Reissue-Label Habibi Funk, das ansonsten auf Wiederentdeckungen aus den späten siebziger Jahren etwa aus Algerien, Libyen oder eben dem Libanon spezialisiert ist. Von Megarbane ist nach »Marzipan« (2023) und dem Konzeptalbum »Hamra/Red« (2024) in diesem Jahr »Hawalat« erschienen – der Begriff bezeichnet die informellen Bargeldtrans­aktionen zwischen Diaspora und Heimatland.

Globale musikalische Anleihen

Die Transfers sind für die Familien (und die Wirtschaft) in den Zielländern oft existentiell wichtig, allerdings ist das Verfahren auch attraktiv für kriminelle Geschäfte. Megarbane verhandelt dieses Thema auf »Hawalat« mit globalen musikalischen Anleihen, während auf »Marzipan« die ­libanesischen Einflüsse etwas präsenter sind.

Als Live-Quartett wirken Megarbane und seine hervorragende Band wie eine Clique jammender Oberstudienräte, wie die Lehrer, die man als rebellischer Teenager doch irgendwie mochte. ­Megarbanes Gitarrenspiel orientiert sich hier etwas stärker am Surf-Rock, aber bleibt dabei so groovy, so enthemmt, dass sich der Zu­schauerraum unvermittelt in einen ebenso enthemmten Dancefloor verwandelt.


Albumcover

Charif Megarbane: Hawalat (Habibi Funk)