Jungle+ Artikel 09.10.2025
Viele Kleinanleger lassen sich beim Wertpapierkauf von Nostalgie leiten

Emotional am Aktienmarkt

Immer mehr Kleinanleger, insbesondere junge Erwachsene, ­spekulieren auf eigene Faust per Smartphone am Aktienmarkt. Dort kaufen sie oft im Internet gehypte »Meme-Stocks«. Selbst ihre ­nostalgischen Gefühle für die Marken ihrer Kindheit können so die Kurse beeinflussen.

Wenn in den vergangenen Monaten die Aktienkurse bestimmter Firmen in die Höhe schossen, hatten Analysten dafür oft dieselbe Erklärung: den Boom der Kleinanleger. Der Bekleidungseinzelhändler Kohl’s, der Sportkamerahersteller Gopro, die Fastfood-Ketten Krispy Kreme und Wendy’s und wieder mal der Computerspielehändler Game­stop – all diese Marken erzielten, wenn auch oft kurzzeitige, Kursgewinne, weil sie im Internet als Geheimtipp galten.

Als während der Covid-19-Pandemie Amateuranleger massenhaft begannen, mit Aktien zu handeln, hielten das einige noch für einen kurzzeitigen Hype. Doch längst sind Kleinanleger eine feste Größe am Aktienmarkt. Mit Apps wie Trade Republic lassen sich am Smartphone jederzeit Kursentwicklungen verfolgen und Investitionen tätigen. Der Reiz daran ist natürlich zu einem großen Teil das Spekulieren – die meist irrige Hoffnung, mit eigenem Scharfsinn die Profianleger schlagen zu können und große Gewinne einzu­fahren. Solche auf Spekulation versessene Kleinhändler machen dem Economist zufolge mittlerweile 20 Prozent des gesamten Börsenumsatzes in den USA aus.

Ganze Marktsegmente basieren darauf, älteren, zahlungskräftigen Kunden Produkte anzudrehen, die sie an ihre Kindheit und Jugend erinnern.

Das führt zu affektgesteuerten Kaufentscheidungen, was große Kursschwankungen auslösen kann. Anstatt Unternehmensberichte und Marktanalysen zu studieren, folgen viele nämlich eher Investmentempfehlungen in den sozialen Medien oder Diskussionen auf Reddit-Foren wie »r/wallstreetbets«. Wird da eine Aktie gehypt, kann sich das schnell auf den Kurs auswirken: Sie wird zum meme stock (Meme-Aktie).

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