»In vielen Teilen der Welt begehrt die Jugend gerade auf«
Mitte September hat eine stark jugendlich dominierte Bewegung in Nepal in nur zwei Tagen die Regierung des Ministerpräsidenten Khadga Prasad Sharma Oli hinweggefegt. Was waren die Ursachen?
Da hat sich tiefsitzende Wut und Verbitterung entladen. Es ging gegen die ganze Führungsschicht, korrupte Politiker, Nepotismus und den ausschweifenden Lebensstil der mächtigsten Familien. Außerdem gibt es in Nepal nicht genug Arbeitsplätze für junge Leute. Es ist ganz natürlich, dass sie aufbegehren.
Wie lief der Aufstand ab?
Es handelte sich tatsächlich um eine im Grunde führungslose Bewegung. Die Verabredung zu den Protesten erfolgte vorrangig im digitalen Raum, über Gaming-Apps und ähnliche Kanäle. Nach meiner Beobachtung geschah das viel mehr spontan als planvoll. Zunächst ging es noch um zivilen Ungehorsam, doch schnell eskalierte es. Es gab Dutzende Tote, viel Infrastruktur wurde zerstört, binnen nur zweier Tage gab es ökonomische Schäden in beträchtlicher Größenordnung.
»Das Interessante ist auch, dass Nepal nicht allein steht. In vielen Teilen der Welt begehrt die Jugend gerade auf.«
Am Ende erreichten die Beteiligten aber ihr unmittelbares Ziel, den Ministerpräsidenten zu stürzen. Es waren abermals Online-Plattformen, auf denen unter diesen führerlosen Zuständen die Abstimmung darüber abgehalten wurde, wen man für das Amt an der Spitze der Übergangsregierung nominieren sollte – man einigte sich schließlich auf die frühere Vorsitzende des Obersten Gerichtshofs, Sushila Karki, die nun als Interimsministerpräsidentin amtiert. Die eigentliche Herausforderung kommt jetzt. Der Aufstand war eine Entladung des Frusts über ausgebliebenen Wandel und notwendige Reformen. Die Jugend hat dabei am meisten zu gewinnen oder zu verlieren.
Noch kein Abonnement?
Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::