Das Spiel mit der Gesundheitsversorgung
Fürs Renommee ist König Mohammed VI. nichts zu teuer: Über fünf Milliarden Euro will Marokko ausgeben, um neue Fußballstadien zu errichten sowie bestehende zu renovieren, bevor das Land im Jahr 2030 zusammen mit Spanien und Portugal die übernächste Fußballweltmeisterschaft der Männer ausrichten wird.
Noch in diesem Jahr beginnt in Marokko der Afrika-Cup, die Kontinentalmeisterschaft im Männerfußball, die vom 21. Dezember zum 18. Januar dauern wird. Das erste neue Stadion, benannt nach dem 22jährigen Kronprinzen Moulay Hassan, befindet sich im Süden der Hauptstadt Rabat und wurde im September eingeweiht, rechtzeitig für mehrere Qualifikationsspiele der kommenden Weltmeisterschaft.
Im Volksmund wird die Klinik »Hassan II.« mitunter als »Krankenhaus des Todes« bezeichnet. Ihr Einzugsbereich umfasst zahlreiche ärmere ländliche Kommunen der Region Souss-Massa.
Geld, das in die Bauprojekte für die sportlichen Großveranstaltungen fließt, dürfte woanders fehlen, das liegt auf der Hand. Aber nicht nur finanziell müssen soziale Infrastrukturprojekte hinter die Stadionbauten zurücktreten, auch Baustoffe und Arbeitskräfte sind nicht in beliebigem Maß verfügbar. So berichtete die Nachrichten-Website Bladi (Mein Land) am 24. August, dass sich wegen der Errichtung des neuen Stadions (und des Abrisses der vorher dort befindlichen Sportstätte) in Rabat die Arbeiten am Universitätskrankenhaus Ibn Sina um mehrere Monate verzögert hätten, weil Dutzende Arbeiter dort abgezogen worden seien. Das empörte viele der im Allgemeinen eher fußballbegeisterten marokkanischen Bürger.
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