Weder vor noch zurück
Pastor Francisco González steht vor Reissäcken, Milchtüten und Konservendosen in der Vorratskammer. »Das hier war mal unser Schlafzimmer«, sagt der große schlanke Mann mit den wasserblauen Augen und lächelt. Das kleine Wohnhaus befindet sich im mexikanischen Ciudad Juárez an der Hauptstraße abseits der großen Fabrikanlagen, wo für den Weltmarkt Autoinnenelektronik hergestellt wird. Die Stadt liegt direkt an der Grenze zu den Vereinigten Staaten. González und seine Familie haben das Haus schon vor fünf Jahren geräumt, um der Migrant:innenherberge »Vida« Raum zu geben. Geflüchtete aus Mittel- und Südamerika kommen seitdem hier unter, im alten Fabrikarbeiterviertel Revolución Mexicana.
Direkt daneben bietet ein Kirchensaal 200 Menschen auf dunkelgrün gepolsterten Stühlen Platz. Ein Schlagzeug steht in einem schalldämpfenden Glaskasten, davor Mikrophonständer und Instrumente der Band, die den evangelikalen Gottesdienst begleitet. Noch einmal so viele Geflüchtete haben in den darüber liegenden Schlaf- und Aufenthaltsräumen im neu gebauten Obergeschoss Platz.
Mehr als 900.000 Menschen, die einen Asylprozess in den USA begonnen hatten, sowie knapp eine Million mit einem humanitären Aufenthaltsstatus wurden von Donald Trump über Nacht abgewiesen.
»Die Menschen wollen nach all den traumatischen Erlebnissen auf dem Weg ein Zuhause«, sagt González. Zu Fuß hätten es die mehrheitlich aus Venezuela Kommenden durch den Dschungel des Darién Gap geschafft und durch das von Kartellen kontrollierte Mexiko. In der Herberge fanden sie eine Bleibe, wenigstens zeitweise, ebenso die Binnenvertriebenen aus zahlreichen mexikanischen Bundesstaaten von Zacatecas bis Chiapas.
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