Jungle+ Artikel 30.10.2025
In Bukarest wurde die monumentale »Kathedrale der Erlösung des Volkes« geweiht

Kirche und Nationalismus in Rumänien: Steingewordene Erlösung

Seit dem 19. Jahrhundert gibt es Pläne für den Bau einer großen Kathedrale in Bukarest als Symbol der nationalen Unabhängigkeit Rumäniens. Mit der »Kathedrale der Erlösung des Volkes« wurde nun die höchste orthodoxe Kirche weltweit geweiht, die selbst den nahegelegenen, unter Nicolae Ceaușescu errichteten »Palast des Volkes« übertrifft.

Am Sonntag war die Innenstadt von Bukarest weiträumig abgesperrt. Im Beisein des rumänischen Präsidenten Nicușor Dan und seiner Familie, der Präsidentin der Republik Moldau, Maia Sandu, von Mitgliedern der rumänischen Regierung unter Ministerpräsident Ilie Bolojan und der Vorsitzenden beider Parlamentskammern sowie Angehöriger der ehemaligen rumänischen Königsfamilie wurde nach 15 Jahren Bauzeit die »Kathedrale der Erlösung des Volkes« (Catedrala Mântuirii Neamului) geweiht. Bauherr war die Rumänisch-Orthodoxe Kirche, der mehr als 80 Prozent der 19 Millionen Einwohner Rumäniens sowie ein nicht geringer Teil der Bevölkerung der Republik Moldau angehören.

Neben den Staatsgästen nahmen weitere 2.500 Gäste an dem feierlichen Akt teil. Vor der Kirche verfolgten rund 8.000 Menschen das Geschehen auf einer Videoleinwand. Weitere Übertragungswände waren auf umliegenden Plätzen aufgebaut, um es angereisten Pilgern zu ermöglichen, die Zeremonie zu verfolgen. Schon um 7.30 Uhr morgens begann der Gottesdienst, der in der Weihe des Gebäudes durch den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I., und den Patriarchen Rumäniens, Daniel, gipfelte.

Mehr als 30 Kathedralen wurden seit 1990 in Rumänien errichtet. Der Anthropologe Giuseppe Tateo spricht von einer regelrechten Kirchenbauindustrie, die dort nach dem Realsozialismus entstanden sei.

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