Auf einer Wellenlänge
Berlin – Königs Wusterhausen – Zeesen, 1933–1945
»Achtung, Achtung! Hier spricht Königs Wusterhausen!« In der Anfangszeit klangen Radiosendungen oftmals noch wie Funksprüche. Vom Funkerberg in Königs Wusterhausen, südlich von Berlin gelegen, wurde am 22. Dezember 1920 die erste deutschsprachige Radiosendung ausgestrahlt. Als sich der Rundfunk in den folgenden Jahren zu einem Massenmedium entwickelte, knüpften sich an das neue Medium ähnlich utopische Hoffnungen wie Jahrzehnte später an das Internet. Walter Benjamin schrieb, mit dem Rundfunk ließe sich die »Trennung zwischen Ausführendem und Publikum« aufheben, denn das Radio berge das revolutionäre Potenzial, dass »beliebige Leute« jederzeit »vors Mikrophon« treten. Die Zuhörenden könnten ohne großen Aufwand einbezogen werden.
Dass sich mit dem Radio ein ungleich größeres Publikum erreichen ließ als mit Zeitungen, nutzte auch die extreme Rechte für ihre Propaganda. Die technische Entwicklung tat ihr Übriges. Die Sendeanlagen auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen, von denen heute noch Teile stehen, hatten eine enorme Reichweite. »Das nationalsozialistische Deutschland ging mit einem großen technischen Vorsprung in den Ätherkrieg«, schreibt der damalige Intendant der Deutschen Welle, Walter Steigner, im Vorwort der Broschüre »Wortschlacht im Äther« zum deutschen Auslandsrundfunk während des Zweiten Weltkriegs.
Ende der 1930er Jahre kam die Sendestation im benachbarten Zeesen hinzu, um Nazi-Propaganda in verschiedenen Sprachen in die Welt zu übermitteln. Die größte Abteilung war für den Orient zuständig. »Unter allen fremdsprachigen Zonenredaktionen hatte die Orient-Zone absoluten Vorrang. Sie sendete für Araber, Türken, Perser und Inder und brachte es auf rund achtzig Mitarbeiter, freiberufliche Sprecher und Übersetzer eingeschlossen«, schreibt Werner Schwipps.
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