Jungle+ Artikel 30.10.2025
Der Kolumnist Norbert Bolz bekam freundlichen Besuch von der Polizei

Besser mal drüber schlafen

Groß war die Aufregung über eine angebliche Hausdurchsuchung wegen eines Tweets beim Kolumnisten Norbert Bolz. Eine Kolumne zur medialen Restmülltrennung.

Da hat also Norbert Bolz, emeritierter Professor, Kolumnist der Springer-Zeitung Welt und gerngesehener Interviewgast bei noch weiter rechts stehenden Medien wie Nius oder Junge Freiheit, eine Nazi-Parole getweetet und daraufhin Besuch von vier »jungen, sehr freundlichen« (Bolz) Polizisten bekommen, die wissen wollten, ob tatsächlich er der Urheber sei.

Bolz bestätigte den Verdacht und – das war’s auch schon. Keine klickenden Handschellen, keine Hausdurchsuchung oder gar Androhung von Gewalt. Schon perfide, diese Meinungsdiktatur hierzulande.

All die meinungsstarken Journalisten wissen natürlich viel besser über die Paragraphen des Strafgesetzbuchs Bescheid als diese komischen Leute, die man Juristen nennt.

Zum Glück aber gibt es tapfere Hüter des freien Wortes, die sich nicht von freundlichen Beamten täuschen lassen. An vorderster Front natürlich jene, die tagtäglich die Grenzen des Sagbaren weiter nach rechts verschieben und dabei gern einen eher flexiblen Umgang mit Fakten pflegen, um so richtig frei meinen zu können.

Wie das »Nachrichten«-Portal Nius, das kürzlich noch – vergeblich – eine Kampagne fuhr, um Kulturstaatsminister Weimer dazu zu bewegen, linke Verlage vom Deutschen Verlagspreis auszuschließen. »Klingelt nun der Verfassungsschutz bei Kulturstaatsminister Wolfram Weimer?« war der entsprechende Artikel überschrieben.

So weit, so vorhersehbar. Aber weil es die Meinungsdiktatur, gegen die da gewettert wurde, zum Glück (noch) nicht gibt, fanden sich schnell auch liberal Gesinnte, die Norbert Bolz zur Seite sprangen.

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