Jungle+ Artikel 30.10.2025
Gedruckte Zeitungen in der Krise

Was geht mit den sterbenden Tageszeitungen verloren und was nicht?

Tageszeitungen sind in der Krise: Die »Taz« stellt die tägliche Druckausgabe ein, das »ND« wirbt um Spenden, um der Pleite zu entgehen, und auch abseits der linken Presse sinken die Auflagen immer weiter. Aber ist es schade um die täglich gedruckte Zeitung oder war sie sowieso ein Auslaufmodell, das längst durch bessere Formate ersetzt ist?

Den Druck rausnehmen

Der Abschied von der gedruckten Tageszeitung ist kein Drama.

Von Stefan Laurin

Im Zeitraum von 1991 bis 2024 ist die Gesamtauflage der Tageszeitungen in Deutschland von 27 Millionen auf zehn Millionen gesunken. Der Prozess verlief gleichmäßig und ohne größere Brüche. Die Taz zog als erste der großen Tageszeitungen daraus die Konsequenz und stellte nun zum 20. Oktober ihre werktägliche Druckausgabe ein. Eine gedruckte Zeitung zu finanzieren, ist teuer: Papier, Druck, Vertrieb – das alles kostet viel Geld und ist schwer zu kalkulieren, denn gerade die Papierkosten schwanken und können nicht immer an die Leser weitergegeben werden. Andere Verlage werden der Taz folgen. Die Auflagen von Handelsblatt und Welt sind längst unter die magische Grenze von 100.000 gefallen und sie könnten die Nächsten sein, die ihre Print-Ausgaben einstellen.

Das ist kein Drama. Ob Nachrichten, Kommentare oder Reportagen die Leser über den Datenträger Papier erreichen oder per Newsletter, E-Paper, App oder Website – das ist egal. Wichtig ist, dass es journalistische Angebote überhaupt noch gibt. Das ist in Deutschland überregional der Fall: Die Leser haben eine breite Auswahl an Qualitätsmedien, zwischen denen sie sich entscheiden können – und bei digitalen Ausgaben sogar zu günstigeren Preisen bei höherer Aktualität, denn mit der können Print-Produkte ohnehin nicht mithalten.

Anders sieht es bei der lokalen und regionalen Berichterstattung aus: In fast der Hälfte aller Städte und Landkreise gibt es nur noch eine Zeitung. Das ist nicht nur ein Problem der Auswahl, sondern auch der Qualität. Der Monopolist vor Ort muss sich nicht dem Wettbewerb stellen – auch mit einem schlechteren Produkt muss er keine Konkurrenz fürchten.

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