Am 28. März soll der Prozess gegen Habib Kazdaghli, den Dekan der geisteswissenschaftlichen Fakultät von Manouba, nahe Tunis, fortgeführt werden. Ihm wird vorgeworfen, eine Studentin geohrfeigt zu haben, die im Rahmen einer salafistischen Kampagne für die Durchsetzung des Niqab (Gesichtsschleier) in den Vorlesungen im März 2012 in sein Büro eingedrungen war. Ein ärztliches Attest, das einige Stunden nach dem Vorfall erstellt wurde, bescheinigte ihr nach Medienberichten »Spuren einer Ohrfeige«, eine eigenartige Diagnose. Kazdaghli streitet den Vorwurf ab. Die Anklage wurde voriges Jahr von Körperverletzung auf Körperverletzung im Amt verschärft, so dass ihm nunmehr fünf Jahre Haft drohen. Die Fakultät von Manouba, bereits unter Ben Ali ein Ort des Widerstands, ist mittlerweile ein Symbol für die Opposition gegen den Druck der Salafisten. Eine Verurteilung des Dekans wäre für diese ein Sieg mit hoher Symbolkraft. Mit Kazdaghli, einem langjährigen Mitglied der ehemaligen Kommunistischen Partei Tunesiens (seit 1993 Bewegung Ettajdid), sprach die Jungle World über die Bedeutung und die Folgen der salafistischen Kampagne.