Artikel von Christoph Schwarz

Interview Kanza Kassimi im Gespräch über ein Foto, das drei marokkanische Minderjährige hinter Gitter brachte

»Sie haben das Recht eingefordert, sie selbst zu sein«

Eine 14jährige küsste ihren Liebsten (15) vergangenen Oktober vor dem Gebäude ihrer Schule im nordmarokkanischen Nador, ein Freund fotografierte sie dabei. Sie stellte das Foto auf ihr Facebook-Profil. Als das Foto im Netz verbreitet und in einer lokalen Tageszeitung als ein Beispiel unanständigen Verhaltens angeprangert wurde, initiierten selbsternannte Sittenwächter eine öffentliche Kampagne und erwirkten eine Strafanzeige gegen die drei Minderjährigen. Deren anschließende Verhaftung wurde wiederum von weiten Teilen der marokkanischen Jugend mit Protesten beantwortet. Zahlreiche Pärchen posteten solidarische Selfies beim Knutschen, Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Kiss-in vor dem Parlament in Rabat wurden teils gewalttätig angegriffen. Das Hacker-Kollektiv »Anonymous« griff unter dem Motto »We give kisses – arrest us« die Netzwerke einiger marokkanischer Ministerien an und drohte, diese Angriffe auszuweiten, sollten die drei nicht freigelassen werden. Am 6. Dezember wurden die Jugendlichen schließlich freigesprochen. Der Fall weist auf die unterschiedlichen Moralvorstellungen in der marokkanischen Gesellschaft hin. Die Jungle World sprach darüber mit der marokkanischen Soziologin Kanza Kas­simi. Sie ist Professorin an der Unversität Agadir und hat mit ihren Studierenden eine Umfrage zu dem Fall durchgeführt.

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