Mittwoch, 12.05.2021 / 19:36 Uhr

Factsheet zu den Eigentumsansprüchen in Ost-Jerusalem / Sheikh Jarrah

Von
Tilman Tarach
Abriss von Gebäuden in Amona 2017

Abriss von Gebäuden in Amona 2017

 

Hier und da ist zu lesen, zwar sei es problematisch, dass sich die palästinensischen Familien weigerten, Miete an die jüdischen Eigentümer der in Rede stehenden Gebäude zu zahlen. Doch die Gebäude deshalb räumen zu lassen, könne nicht angehen, da umgekehrt Palästinenser vergleichbare Besitzansprüche in Israel nicht geltend machen könnten.

Das ist allerdings nicht wahr. Nach Prozessen vor dem Obersten Gericht Israels, die sich ähnlich lange hinzogen wie die bezüglich Sheikh Jarrah, wurden beispielsweise die von Juden errichteten Gebäude in Amona vom israelischen Staat rigoros abgerissen, weil sie palästinensische Eigentumsansprüche verletzten. Wie Sheikh Jarrah befindet sich Amona in dem Gebiet, das 1948 von Jordanien annektiert wurde (nur das islamistische Pakistan hatte diese klar völkerrechtswidrige Annexion anerkannt) und seit 1967 von Israel kontrolliert wird; deutschen Nahostberichterstattern ist es regelmäßig keine Zeile wert, darauf hinzuweisen, dass Jordanien damals alle Juden mittels blanker Gewalt vertrieben hatte und die jüdischen heiligen Stätten zerstörte oder wie die Westmauer ("Klagemauer") zur Müllkippe verkommen ließ.

In der Tat ist der Oberste Gerichtshof Israels erstaunlich unparteiisch, was er oft genug bewiesen hat. Ein paar Tausend Israelis protestierten im Falle Amona zwar gegen die Abrissverfügung, doch - Überraschung! - es folgten keine Pogrome gegen Araber, kein Krieg, keine jüdische Intifada.

Der lunatic fringe der Siedlerbewegung hatte den Israelis Nazi-Methoden und ethnische Säuberung vorgeworfen, doch der Rest der Welt interessierte sich zu Recht kaum für die Vorgänge. Im umgekehrten Fall hingegen, wenn es Juden sind, die ein paar Gebäude in Ostjerusalem beanspruchen, spricht die halbe Welt von "Vertreibung", und Palästinenser brechen eine veritable Intifada vom Zaun.

Die Hintergründe der Eigentumsverhältnisse spielen indessen für das Fühlen und Handeln von Hamas & Palästinensischem Islamischen Jihad, ihrer iranischen Finanziers und ihrer Anhänger und Sympathisanten nicht wirklich eine Rolle.

Wie für Jordanien 1948 geht es ihnen darum, jede jüdische Souveränität zwischen Jordan und Mittelmeer zu vernichten. Die Maßgabe des (in PA-Land bis heute verehrten) Nazi-Großmuftis Hajj Amin el-Husseini von 1948, wonach "no inch" des Landes einem jüdischen Staat zugestanden werden könne, hat für weite Teile der palästinensischen Gesellschaft nach wie vor Gültigkeit. Die Rede von einer israelischerseits angestrebten "ethnischen Säuberung" ist dabei pure Projektion, die die eigenen Wünsche einer Vernichtung jüdischer Souveränität kaschieren soll. Die Geschichte des Antisemitismus ist voll von Projektionen dieser Art.