Freitag, 09.07.2021 / 10:13 Uhr

Von Bürgerkrieg zu Bürgerkrieg

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Aus dem Netz

Aus einem Interview mit Ahmed Rashid:

"t-online: Herr Rashid, Joe Biden hat nun angekündigt, dass er die US-Truppen bereits Ende August aus Afghanistan abziehen wird - und nicht erst im September. Was bedeutet das?

Ahmed Rashid: Die Amerikaner hatten ja nie vor, 20 Jahre lang in Afghanistan zu bleiben. Und es bedeutet Elend für die Afghanen, für ihre Zivilgesellschaft, für ihre Frauen, für die Kinder, die in die Schule gehen wollen. Ein Rückschlag um Jahrzehnte, zumal die Kämpfe weitergehen.

Vor mehr als 30 Jahren waren sie dabei, als die Sowjetarmee aus Kabul abzog. Nach 20 Jahren verlassen nun die Amerikaner das Land. Was ist der Unterschied?

Die Russen ließen eine Regierung zurück, die sich drei Jahre lang hielt, bevor die Mudschaheddin sie vertrieb. Amerika lässt keine Regierung zurück, die den Taliban auch nur ansatzweise widerstehen kann. Der Rückzug der Russen führte zu einem blutigen Bürgerkrieg und der Rückzug der Amerikaner wird zu einem blutigen Bürgerkrieg führen. Damals wollten die Mudschaheddin und heute wollen die Taliban die komplette Kontrolle über Afghanistan. (...)

Militärisch sind die Taliban auf dem Vormarsch. Nehmen sie einen Bürgerkrieg in Kauf, um die Macht an sich zu reißen?

Sie wollen die absolute Macht und der Bürgerkrieg ist der Weg dorthin. An Kompromissen sind sie nicht interessiert und moderate Figuren sind schon abserviert worden."