Freitag, 13.08.2021 / 23:44 Uhr

Corona: Hilferuf aus dem Iran

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Nafiseh Saghafi, Bildquelle: Iran Journal

In immer mehr Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas spitzt sich die Pandemie dramatisch zu. Aus der Stadt Maschad im Iran kommt, wie das Iran Journal berichtet, nun dieser Hilferuf von 

"Nafiseh Saghafi, Leiterin der Frauenabteilung des Krankenhauses Ghaem in der nordostiranischen Stadt Maschad. Die renommierte Medizinerin berichtet von einer Vielzahl an Covid19-Infizierten, die nicht mehr in den beiden wichtigen Krankenhäusern der Stadt – Ghaem und Imam Reza – aufgenommen werden könnten, von Personal- und Gerätemangel und von verzweifelten Familien, die „nach Möglichkeiten für die Behandlung ihrer Liebsten suchen“.

Mit jedem Satz klingt ihre Stimme aufgeregter und eindringlicher, dann bricht Saghafi in Tränen aus und erzählt weinend von jungen Patient*innen, die vor ihren Augen sterben, während sie machtlos zusehen muss. „Wir haben kein Serum, keine Sauerstoffgeräte, auch nicht genügend Bahren und Särge, um die Toten zu transportieren. Nicht einmal während des Krieges (gegen den Irak, 1980 – 1988) habe ich Derartiges erlebt“, erzählt sie mit Mühe weiter.

Saghafi fleht die Verantwortlichen der Stadt und der Regierung sowie die internationale Gemeinschaft an, so schnell wie möglich etwas zu tun, „um nicht von den nächsten Generationen der Untätigkeit gegenüber der Katastrophe beschuldigt zu werden“. In allen Abteilungen der beiden großen Krankenhäuser lägen nur noch Corona-Patienten, berichtet sie: „Selbst die Herz- und Chirurgie-Abteilungen sind mit ihnen belegt, und wir wissen nicht, was mit den Herzkranken oder anderen Patienten, die dringend chirurgische Operationen benötigen, passiert.“

Sechs ihrer Assistent*innen und drei Oberärzte seien selbst infiziert und damit nicht mehr einsetzbar, Pflegepersonal, Ärzt*innen – „alle, alle arbeiten Tag und Nacht, sind erschöpft, viele leiden unter Depression und machen trotzdem weiter.“

Nafiseh Saghafis Schilderungen in der zehnminütigen Audiodatei, die in einem Telegram-Kanal veröffentlicht wurde, decken sich mit Berichten von Augenzeug*innen und Medien aus der Provinz. Videoaufnahmen zeigen Massengräber und überfüllte Kühllager der Krankenhäuser, in denen verstorbene Covid19-Patient*innen liegen. In einem Bericht der staatlichen TV-Station der Provinz Khorassan Razavi zählt die Reporterin die um sie herum liegenden Toten, hört dann auf und sagt in die Kamera: „Es sind Unzählige!“