Samstag, 11.12.2021 / 00:54 Uhr

Du bist Deutschland - pardon, Germania. Patrioten unter sich

Von
Andreas Benl

Bildquelle: Redbubble

Würde man politischen Laien die Slogans „Alles für Deutschland“, „Du bist Deutschland“, oder einfach „Germania“ (in gotischer Schrift) präsentieren, würde es diesen womöglich schwerfallen, darunter den strafrechtsrelevanten Slogan zu identifizieren. Björn Höcke hat aber nur der SA-Spruch „Alles für Deutschland“ kürzlich die Immunität gekostet. „Du bist Deutschland“ war dagegen eine 2005 vom Bertelsmann-Konzern koordinierte Medienkampagne für neuen deutschen Patriotismus. Man erinnert so etwas kaum noch, weil man heute keine Kampagnen dazu braucht, um Leute zu motivieren, irgendwas in schwarz-rot-gold ‚für Deutschland‘ zu sagen oder zu schreiben. Kleiner Wermutstropfen vor 16 Jahren: es tauchten Bilder von 1934 auf, die den Slogan als Nazi-Agitationsspruch zeigten.

Germania“ heißt schließlich der ZDF-Kanal, wo „in intimen Gesprächen … bekannte Persönlichkeiten aus unserer Gesellschaft die Frage zu beantworten [suchen], was deutsch sein bedeutet.“ Dort läuft auch ein Film über den Deutschrapper iranischer Herkunft Sinan-G, der sich auf seinen Social Media-Kanälen als Hisbollah- und Khamenei-Anhänger präsentiert und das Militär der Islamischen Republik glorifiziert, das den jüdischen Staat mit Vernichtung bedroht: „Meine Ehre, mein Volk, mein Land, mein Stolz“. Auf mindestens einer Anti-Israel-Hassdemo ist er auch aufgetreten.

Das alles hat ihn, wie andere vor ihm, anscheinend für einen weiteren Auftritt in einer ZDF-Doku prädestiniert - dessen Titel die ewige deutsche Frage: „Was ist deutsch?“ ist. Sein pro-Islamismus und Antisemitismus sind dort kein Thema, die Schilderung seiner Gangster-Karriere wird umrahmt von Erläuterungen von Aladin El-Mafaalani und Naika Foroutan, Leiterin des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM). Das DeZIM ist jene Organisation, die sowohl im Antirassismusprogramm der alten, als auch im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung als zentraler Steuerungsakteur und Förderungsobjekt benannt wird. Sein Pressesprecher ist der Veteran der Israelkritik Daniel Bax, der Meldungen verbreitet, die man nicht anders als antizionistische Fake News bezeichnen kann.

Man fragt sich vor diesem Hintergrund, wo denn nun die Differenz zwischen Björn Höcke und dem als Vorbild präsentierten Sinan-G liegen soll – in deren Verhältnis zum Antisemitismus wohl kaum.

 

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