Dienstag, 30.08.2022 / 11:02 Uhr

Aneignung in Bagdad

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Bild: Screenshot von Metro

Dieses Bild stammt aus der Green Zone in Bagdad, jenem alten Palast Saddam Husseins, der dann in ein Regierungsviertel verwandelt wurde. Gestern stürmten Anhänger Moqtada al Sadrs, die mehrheitlich aus eher armen Verhältnissen kommen, das Ding und einige nutzten die Gelegenheit, um mal ein bisschen Spaß bei einer Poolparty im Kiez der Reichen und Mächtigen zu haben.

Es sind diese Bilder, die denen "oben" auch solche Angst bereiten. So schnell kann es manchmal gehen, wenn die "unten" nicht mehr wollen und dann auch nicht etwa Blut sehen, sondern stattdessen im Wasser planschen wollen und damit auch der Welt noch zeigen, dass sie keineswegs jene gefährlichen Horden sind, vor denen die da "oben" so gerne warnen.

Ich erinnere mich noch gut an Bagdad 2003, nach dem Sturz Saddams, als Ministerien und andere Einrichtungen gelootet wurden und man sich darüber in hiesigen Medien empörte.

Damals aßen ein irakischer Freund und ich in einem schlichten Kebab-Restaurant, in dem der Inhaber auf einem dieser unmöglichen Louis-Quatorze Nachbau Sesseln saß, die all diese großen Führer so lieben, und uns lächelnd erklärte das Ding stammte eigentlich aus einem der Residenzen von Saddams Sohn Uday.

Leider wird es bei der Poolparty nicht bleiben, zu erwarten ist eine sehr hässliche Entwicklung im Irak

Statt nun langer Analysen über die Lage zu schreiben, ließe sich auch in einem Satz sagen, dass Teheran es vorzieht, einen einen innerschiitischen Bürgerkrieg vom Zaun zu brechen, statt die Kontrolle über das Land zu verlieren. Ganz so einfach ist es zwar natürlich nicht, aber das ist der Kern.

Und einmal mehr: Solange dieses Regime in Teheran am Ruder ist, wird es in der Region weder Stabilität noch Frieden geben. Es wurde schon so oft gesagt: Stabilität und Frieden sind die größten Gefahren für den Fortbestand dieses Regimes, das davon lebt, überall Chaos, Terror und Instabilität zu verbreiten, vor allem immer dann, wenn sein Einfluss am schwinden ist. Das war im Irak genau der Fall, wo bei den letzten Wahlen diese vom Iran gesteuerten Parteien eine desaströse Wahnliederlage erleben mussten.