Dienstag, 25.03.2025 / 10:59 Uhr

Sudanesische Armee erobert Präsidentenpalast zurück

Bildquelle: ZUMA

Die sudanesische Armee erobert den Präsidentenpalast in Khartum zurück und erringt damit über Rapid Support Forces einen wichtigen symbolischen Sieg im blutigen Bürgerkrieg.

Die sudanesische Armee hat am Freitag, den 21. März 2025, einen bedeutenden militärischen und symbolischen Erfolg erzielt: Die Rückeroberung des Präsidentenpalastes in der Hauptstadt Khartum von den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF). Dieser Erfolg markiert einen möglichen Wendepunkt in einem brutalen Bürgerkrieg, der das Land seit April 2023 zerreißt, über 28.000 Todesopfer gefordert und Millionen zur Flucht gezwungen hat.

Ein symbolischer Ort im Zentrum des Konflikts

Der Präsidentenpalast, einst Sitz der Regierung, liegt strategisch am Nil und war zu Beginn des Krieges von den RSF eingenommen worden – unter der Führung von General Mohamed Hamdan Dagalo, besser bekannt als „Hemidti“. Seine Miliz, hervorgegangen aus der berüchtigten Janjaweed, hatte sich frühzeitig große Teile der Hauptstadt gesichert und die Armee gezwungen, sich neu zu gruppieren.

Nach monatelangen Kämpfen und einer allmählichen Offensive konnte die Armee nun den Palast zurückerobern. Auf Aufnahmen im staatlichen Fernsehen waren Soldaten und bewaffnete Freiwillige mit gelben Bandanas zu sehen, die unter zerbombten Gebäuden Fahnen schwenkten und „Gott ist der Größte“ skandierten. Die Bilder eines zerstörten, aber zurückeroberten Regierungssitzes sind ein starkes Signal – sowohl an die Bevölkerung als auch an internationale Akteure.

Trotz des Sieges bleibt die militärische Lage komplex. Die RSF halten weiterhin große Gebiete im Westen und Süden des Landes, insbesondere in der Region Darfur, die faktisch ihrer Kontrolle unterliegt. Laut RSF-Angaben befinden sich ihre Kämpfer weiterhin in Teilen Khartums, versteckt in umliegenden Gebäuden und im zerbombten Flughafen. In einer Erklärung kündigten sie an, den „Kampf um den Republikanischen Palast“ fortzusetzen und sprachen von einer „Blitzoperation“, bei der über 89 feindliche Soldaten getötet worden seien.

Die Kontrolle über al-Maliha, eine strategisch gelegene Stadt in der Wüste Nord-Darfurs nahe der Grenzen zu Tschad und Libyen, wurde am Vortag von den RSF beansprucht. Auch El Fasher, die Hauptstadt Nord-Darfurs, ist weiterhin umkämpft. Die Armee sichert vor allem den Norden und Osten des Landes, während sich die Frontlinien zunehmend zu verhärten scheinen.

Ein Land am Rande des Zerfalls

Die humanitäre Lage ist katastrophal. Der Krieg hat nicht nur eine beispiellose Zahl an Todesopfern gefordert, sondern auch Millionen Menschen entwurzelt. Laut UN-Angaben sind Familien gezwungen, Gras zu essen, um zu überleben. UNICEF verurteilte die Plünderung von Nahrungsmittelhilfe im Al-Bashir-Krankenhaus bei Khartum. Hilfslieferungen bleiben wegen anhaltender Kämpfe blockiert, was zu einem Mangel an Nahrung, Medikamenten und anderen lebensnotwendigen Gütern führt.

Das US-Außenministerium warf der RSF bereits Völkermord vor, während beide Kriegsparteien Menschenrechtsverletzungen bestreiten. Der Konflikt zieht zudem zahlreiche externe Akteure an – darunter Ägypten, Tschad, Katar, Russland, die Türkei und der Iran. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate werden beschuldigt, die rivalisierenden Kräfte militärisch zu unterstützen, was beide Staaten jedoch zurückweisen.

Ein gescheiterter demokratischer Übergang als Ursache

Der aktuelle Krieg wurzelt in den Ereignissen nach dem Sturz von Diktator Omar al-Bashir im Jahr 2019. Der kurzlebige demokratische Übergang endete 2021 mit einem Militärputsch unter General Abdel Fattah al-Burhan und Dagalo. Nachdem sich die beiden einstigen Verbündeten zerstritten, eskalierte der Machtkampf im April 2023 in offene Gewalt.

Was als interner Konflikt zwischen militärischen Rivalen begann, hat sich längst zu einem nationalen Desaster und einer geopolitischen Krise entwickelt. Die RSF strebt laut Berichten die Etablierung einer Parallelregierung in den von ihr kontrollierten Gebieten an, was die Gefahr einer dauerhaften Spaltung des Landes erhöht.

Die Rückeroberung des Präsidentenpalastes ist ein bedeutendes Zeichen – innenpolitisch wie international. Doch ob dieser symbolische Sieg der Armee in Khartum tatsächlich eine Wende im Krieg einleitet oder lediglich ein Etappenerfolg bleibt, ist fraglich. Die militärische Lage ist weiterhin instabil, die humanitäre Katastrophe verschärft sich, und eine politische Lösung scheint in weiter Ferne.